Sonntag, 26. April 2020

Stoffspielereien: Visible Mending




Ute hat für die Stofffspielereien im April das Thema Visible Mending vorgeschlagen. Das ist ein tolles Motto, auch wenn es meine Mutter pragmatisch Reparieren oder Flicken nennen würde... :)

Von meiner Mutter (oder besser: Von meiner gegen 1970 verstorbenen Großtante) stammt auch dieses gut gefüllte Garnkästchen. Die Tante hatte bis in die späten 60er ein Handarbeitsgeschäft und da war das Stopfgarn wohl ein Artikel der häufig über den Ladentisch ging.
Wie alt die kleinen Knäuel sind lässt sich ahnen, weil das Baumwollgarn außerhalb der Banderolen trotz Lagerung im Kästchen ausgeblichen ist.

Ich verwende das Stopfgarn tatsächlich auch noch, allerdings fast ausschließlich zum Reparieren selbstgestrickter Socken. Ich kann ja mit meiner Arthrose nicht mehr stricken, weiß aber total zu schätzen wenn ich Strümpfe geschenkt bekomme (Danke z.B. an Mirella und Heike!!)
Und selbstverständlich stopfe ich die Socken wenn ein Loch auftaucht.
Meine Oma hat das noch mit einer Art Webmethode geflickt, ich mache das eher quick and dirty.
Vor allem die großflächigen Löcher an Zehe oder Ferse lassen sich so super stopfen.
Ausgehend von einer Reihe Vorstichen um das Loch herum wird quasi nach innen gearbeitet. 
Das hält gut und ist schnell gemacht...... 
Heute habe ich dann mit einer mir ganz neuen Methode das Ellenbogenloch am Pulli meines Mannes repariert- wie es sich gehört aber Ton in Ton. Deshalb ist da gar nicht so viel Spektakuläres zu sehen. Wenn euch die Technik interessiert dann googelt mal nach Swiss Darning, da gibt es die tollsten Beispiele zu sehen und die meisten sind auch viel besser ausgeführt als mein Versuch. 
Ich habe das dann nur noch mit einem Kettstich umrahmt um mehr einen Ärmelpatch-Charakter zu bekommen.
Wirklich Spaß gemacht hat aber das Reparieren meiner liebsten Sommerlaufhose. Sie hat vorn auf dem hochelastischen dünnen Stoff eine aufgesetzte Tasche- und das Nähgarn riss dort von Anfang an immer wieder auseinender. Ich gehe da regelmäßig mit der Maschine kurz drüber, aber das ist wörtlich Flickwerk. Deshalb habe ich der Tasche heute einen würdigen Rahmen aus Kettstichen verpasst- die sind ebenso elastisch wie der Stoff. Das hält noch ein Weilchen und schaut auch nett aus.

Denn das ist der Unterschied zum Reparieren wie es meine Mutter kannte. Wenn wir stopfen, dann soll das nicht nur praktisch, sondern gerne auch schön und dekorativ sein.
Ich denke da zum Beispiel an die meisterlich geflickten Jeans von Clara.
Manchmal ist das Reparieren auch ein Impuls, dem Kleidungsstück ein neues Design zu verpassen wie z.B. bei meinem geflickten Pulli den ich seit der Rettung wieder sehr gerne trage.
Visible Mending ist also nicht nur lästige Pflicht, sondern eine echte Herausforderung, kreativ zu werden.
Und nachhaltig ist es dazu, zusammen scheint mir das eine unschlagbare Kombination....

Danke an Ute für das Thema, bei ihr findet ihr auch alle weiteren Teilnehmerinnen, ich hoffe auch viel Jeans!

Die Stoffspielereien waren übrigens auch ein Thema bei meinem Interview-Podcast 
mit Elke von Ellepuls, wir haben uns über verschiedene textile Techniken unterhalten.
Hört doch mal rein!


Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Bist du nächstes Mal auch dabei?

Die nächsten Termine:

26.04.2020: „Visible Mending“ bei 123-Nadelei
31.05.2020: „Blumen“ bei Petersilie +Co
28.06.2020: „Monogramme“ bei made with Blümchen
Sommerpause
27.09.2020: „Texturen aus der Natur“ bei Schnitt für Schnitt
25.10.2020: „Textile Behältnisse“ bei Feuerwerk by kaze
29.11.2020: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findest Du bei Siebensachen zum Selbermachen.





Mittwoch, 1. April 2020

Jacke im Sixtiesstyle, die Kopie einer Lieblingsjacke

Nach der ganzen Maskennäherei war mir mal wieder nach einem optimistischen Frühlingsprojekt.

Diese Jacke war schon länger fertig bebügelt in Einzelteilen auf meiner Puppe drapiert- nun war sie fällig.
Den Schnitt habe ich von meiner gekauften gelben Lieblings-Winterjacke abgenommen, die war im Laden Liebe auf den ersten Blick. Sie ist aus einem schönen Flausch, aber deshalb etwas zu warm für die Übergangszeit. Glücklicherweise können wir ja kopieren :)
Ich habe mich bei der Verarbeitung nah am Original gehalten, nur den unteren Beleg habe ich aus Oberstoff genäht, das schaut an den Kanten einfach sicher sauberer aus.
Die Jacke hat wie im Original Taschen, das ist ganz wichtig und bei so kastigen Jacken gar nicht so selbstverständlich. Tante Burda hat bei ähnlichen Modellen der letzten Hefte die Taschen weggelassen- aber auch hier gilt ja, dass man das problemlos dazunähen kann.
Die Druckknöpfe habe ich mit Futterstoff bezogen, das ist einfach unauffälliger als das blanke Metall.
Zum Glück hatte ich einen Taftrest in passender Farbe!

Dazu passt ein Rock den ich mir schon vor ein paar Jahren genäht habe, der aber immer einen Tick zu lang war. Ich habe ihn gekürzt, mit einer neuen breiteren Passe versehen und etwas enger genäht.
Der schöne Stoff war einfach zu schade um nur im Schrank zu hängen weil er nicht richtig gepasst hat.

Ich bin gespannt auf die Frühlingssachen der anderen Näherinnen des MMM, ich hoffe auf etwas Farbe und Optimismus in dieser seltsamen Zeit.       Hier geht es lang!

Schnitt: Abgenommen von einer Kaufjacke, bei Burda hat es in den letzten zwei Ausgaben aber ähnliche Modelle gegeben.
Eine liegt schon zugeschnitten auf dem Nähtisch. :)
Stoff: Ein sehr alter Wollstoff aus meinem Vorrat, ich tippe mal auf ein echtes Vintageschätzchen da ich den mal von meiner Mutter mitgenommen habe und er nur 110 cm breit liegt.
Ganzflächig bebügelt mit gewebter Einlage, Viscosefutter