Sonntag, 28. Februar 2016

Stoffspielereien: Ich war einmal ein Tuch...


"Ich war einmal ein Tuch....."
Susanne hat das Thema der Stoffspielereien vorgeschlagen und ich wusste sofort, was ich da aus der Mottenkiste kramen wollte.
Das 120 x 120 cm große Tuch habe ich nach dem Vorpraktikum in einer Schalfabrik von der Vertriebsleiterin geschenkt bekommen. Es ist aus feinstem wollweißen Kaschmir und ich hätte mir sowas nie selbst leisten können.

Ich habe es dann während der ganzen Studienzeit zum Vintage-Trenchcoat meines Vaters getragen
(End-80er halt...) und irgendwann fanden es Motten wohl genauso weich und kuschelig wie ich.
Tja- wegschmeißen konnte ich das Tuch trotz der vielen Löcher nie.
Zuviele Erinnerungen und so.
Ihr kennt das vielleicht.
Ich habe das Tuch dann in der letzten Woche ziemlich zerlegt und die schlimmsten Stellen herausgeschnitten. Die restlichen Stücke habe ich mit größeren Stichen aus kontrastfarbenem Garn zusammengenäht.

Geplant war eigentlich, das Stoffstück mit einem Wollstoff zu hinterlegen, mustermäßig Löcher zuzufügen und die Löcher durch Stickerei durch beide Lagen zu stabilisieren.
Und z.B. einen großen Origamibag-Beutel zu nähen.
Eine Tasche sah aber beim ersten Auslegen echt merkwürdig aus.
Zudem ist das Material so zart, sowas muss man eigntlich auch weiter am Hals tragen.
Deahalb habe ich das Stoffstück dann nicht gedoppelt, sondern die Löcher zu entschiedeneren Schlitzen verlängert und aus dem restlichen Stoffstücken Patches hinterlegt.
Ganz fertig bin ich mit dem Flickenaufnähen nicht geworden. Zu viele Löcher und zuviele zusätzliche Patches die ich aufnähen muss um das zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen.
Aber das schaffe ich in den nächsten Tagen. Ich will das Tuch nämlich unbedingt wieder tragen.

Nicht als Dreieckstuch wie in den 80ern, sondern wie ich es jetzt mag: Als langen Schal.

Es ist mir übrigens noch nicht so ganz klar, ob das nun Clochard oder Bohème wird.
Aber es ist jetzt schon kuschelig.
Und das ist dann doch ziemlich wichtig :)

EDIT, 16 Uhr:
Die erste Hälfte scheint fertig zu sein. Zum Vergleich das andere Teil des Schals, nur mit den notwendigen Patches versehen.
Viel hilft viel. :)


Noch mehr Tücher-Refashion gibt es heute bei Susanne.
Ich bin gespannt!

Sonntag, 14. Februar 2016

Eine Ausstellung über Mode der Renaissance im GNM Nürnberg

Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist noch bis zum 6. März eine Ausstellung über die Mode der Renaissance und des Frühbarocks zu sehen.
Es sind nicht nur etwa 50 originale Kleidungsstücke präsentiert sondern auch Gemälde, kritische Flugblätter und Werkzeuge zur Herstellung und Reinigung der Textilien.
Das alles gibt einen umfassenden Einblick in den textilen Alltag der Oberschicht zwischen den Jahren 1530 und 1650.

Um es kurz zu machen: Die Ausstellung ist phantastisch.
Es fällt schwer, einzelne Stücke herauszuheben, deshalb hier nur ein paar Beispiele die uns besonders beeindruckt haben:

Ein spanischer Mantel aus dem Jahr 1580 diente als Vorbild für ein Cape des Hauses Worth im Jahr 1895. Diese modische Interpretationen der textilen Antiquität wurde damals für die Weltumseglerin Hope Goddard maßgeschneidert. Es ist wunderbar, wie in der Ausstellung beide Kleidungsstücke nebeneinander präsentiert werden.

Es sind zwei Halskrausen aus der Zeit um 1600 zu sehen und ich rätsle immer noch, wie sie am Hals genäht sind. Großartig ist es, wie diese beiden Stücke in einen historischen Kontext gestellt werden: Zeitgenössische Flugblätter mit beißender Kritik an dieser Mode nehmen fast mehr Raum in der Aussstellung ein als die Krägen selbst. Großartig ist ein Stich, in dem gut nachzuvollziehen ist wie die Krausen gewaschen und in Form gebracht wurden.

Überhaupt: Die Textilpflege.Damals wurde nur die weiße Leinen-Unterbekleidung gewaschen, die Samt-, Seiden- und Wollstoffe wurden ausschließlich gelüftet und gebürstet. Das GNM zeigt in dem Zusammenhang Wäschetafeln, auf ihnen wurde notiert wieviele Stücke in die Wäscherei gegeben wurden. Da die Dienerschaft nicht lesen konnte wurde hinter den Abbildungen Striche gemacht um bei der Rückgabe die Vollständigkeit zu kontrollieren.

"Das sind die Lieblingsstücke der meisten Besucher" meinte unsere Führerin, als sie uns drei sehr gut erhaltenen Kamisole zeigte. Kamisole sind Strickjäckchen, die unter der sichtbar getragenen Kleidung angezogen wurden. Die kunstvoll gestrickten Stücke ähneln wohl am ehestem dem, was wir auch heute noch tragen würden.

Mein Lieblingsteil in der Ausstellung  ist ein kunstvoll besticktes Wams. Es wurde immer wieder umgearbeitet und die Spuren dieser Anpassungen lassen sich immer nocht gut in der Rückenpartie erkennen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 6. März.
Es gibt sehr empfehlenswerte Führungen, die sich auch online vorab reservieren lassen
Der Katalog ist gut gemacht und stellt eher die Sozialgeschichte in den Mittelpunkt als die Mode. Zusätzlich gibt er noch zusätzliche Einblicke in die Restaurierung der fragilen Ausstellungsstücke.

Wer noch die Gelegenheit hat: Unbedingt hingehen!

(Das GNM hat aber auch sonst eine bemerkenswerte Textilsammlung.
Ein Besuch in Nürnberg lohnt sich deshalb immer. )

Montag, 1. Februar 2016

Ewa - das eBook für eine neue Tasche.

OK, so ganz neu ist der Schnitt nicht wirklich, vor einem halben Jahr habe ich diese Tasche schon mal genäht und gezeigt. Aber eine Anleitung wollte ich dafür eigentlich nicht schreiben.
Diese O-Karabiner sind in vernunftiger Qualität einfach teuer- und das Einschlagen von Ösen macht auch nicht wirklich Spaß.
Aber habe ich diese Tasche gern in den Kursen nähen lassen, mit meiner großen Presse war ja das Öseneinschlagen keine echte Hürde. Und ein paar Ringe habe ich mir vom Hersteller schicken lassen und günstig weitergeben können.

Und dann kam Nicole, sie hat nach einem Kurs eine Serie an tollen Taschen entstehen lassen, derart viel Potential hätte ich in dem Schnitt gar nicht vermutet.
Guckt mal:

Eine schöner wie die andere, oder?
Und damit war klar, dass ich mich ernsthaft um Ringe kümmern musste und ein eBook bringen wollte.

Gerade die Ringe sind das zentrale Gestaltungselement an der Tasche, sie geben ihr einen professionellen Look. 
Man kann in die Ringe geschlungene Träger einhängen, in der Anleitung habe ich beschrieben wie man die aus Stoff oder Leder näht.

Die Innenaufteilung der Tasche kann etwas aufwändiger gestaltet werden.
Ewa hat ein Trennfach, das den großen Innenraum in zwei Teile teilt. In dieser Trennwand ist oben ein Reißverschlussfach eingearbeitet. Das ist der ideale Platz für z.B. ein Tablet.
Handy und Geldbeutel können leicht zugänglich in der äußeren Reißverschlusstasche untergebracht werden.

Ewa ist nicht schwer zu nähen, Anfänger können die aufwändige Innenaufteilung etwas reduzieren.

Wie hier, bei dieser großen Version hat Nicole das Trennfach weggelassen, das gibt dann grundsätzlich einen beuteligeren Effekt:

Unglaublich schön ist die Jeansversion:
 Und hier nochmal Jeans mit SnapPap:
und dann noch eine große Version aus einem herrlichen Leinenstoff:


Diesmal haben viele schon in den Workshops die neue Tasche ausprobiert: Christina, Heike, Ingrid, Birgit, Daniela, Jasmin, Ursula, Andrea und Tanja - Danke dass ihr dabei wart.

Danke auch an mein Team vom Probenähen des eBooks:
Melanie und Annette


Das eBook gibt es wie immer im Shop, dort könnt ihr es nach Paypalzahlung gleich herunterladen. Zudem habe ich euch Materialsets zusammengestellt und einen (begrenzten) Vorrat an geschlungenen Lederträgern genäht.
Natürlich gibt es die Anleitung auch bei daWanda.

Viel Spaß mit Ewa!

Ewa? Ewa heißt zum einen meine Schwägerin, zum anderen ist Eva auch die Chefin des nettesten Stoffladens in meiner Umgebung.
Dort gibt es nicht nur den lilanen Wollstoff vom ersten Bild, dort findet ihr auchden den gelben Hirschstoff von Nicoles Tasche. 
Es wurde echt Zeit für Ewa. :)