Sonntag, 24. Februar 2013

Stoffspielereien: Die Dachziegeltasche


Die Stoffspielereien sind jedesmal ein kleines Abenteuer- auch diesmal war eigentlich etwas ganz anderes geplant.
Ich wollte drucken, aber das in der Rezeptur angegebene Alaun war unauffindbar. Irgendwann taucht ich das Päckchen aber wieder auf, ihr bekommt das fertige Experiment bestimmt noch zu sehen :)

So habe ich ausgenutzt, dass die Overlock vom Wasserfallshirt auf das heikle rote Garn eingestellt war. Umfädeln ist bei meiner Industriemaschine eh schon schwer, aber die roten Spulen sind etwas dünner und ich produziere erst mal meterweise schlechte Nähte bis die Spannung passt.
So habe ich in meinem roten Stoffvorrat gekramt und 4 rechteckige Stücke zum Herumspielen gefunden.
Kann jemand vielleicht die Textur zuordnen?


Schwierig, ich weiß.
Die Älteren kennen das vielleicht noch: Es gab in den 70ern häufig Tischsets aus diesem groben Leinen. Mit Zickzackrand, der die Fransen außenrum in Zaum hält.

Diese vier Sets habe ich in 3 cm breite Streifen geschnitten und mit der Overlock versäubert. Und dann auf eine fast ebenso rote grob gewebte alte Tischdecke genäht. Die Falten wurden an einer markierten Line freihand gelegt und überlappend aufgesteppt.


Und woran erinnert das?
Nicht an romantische Rüschen, sondern an Dachziegel :)


Kombiniert habe ich das dann mit Lederelementen, das gibt einen satten haptischen Kontrast. Die  Front der Tasche hat sich geradezu angeboten, das auf einer großen Fläche zu präsentieren.
Brachiale Rüschen aus allergröbsten Leinen.


Für die Rückseite hatte ich leider nicht mehr genug Material, aber der Platz ist eh immer für die obligatorische Reißverschlusstasche reserviert. Von hinten ist der Beutel dann eben schlicht.

Die Tochter findet die Größe der Tasche gut, da geht nämlich der Leitz-Ordner für die Schule rein. So werde ich ihr noch eine aus knallgelbem Leinen nähen. Eine alte grob gewebte Gartentischdecke liegt schon bereit.
" Mit Rüschen? "
" Klar, das ist doch gut" meint sie.
Wer hätte das gedacht.


Tja, wer hätte das gedacht- vom verkopften experimentellen Druckansatz unerwartet zu einer neuen Lieblingstasche.
Aber so ist das bei den Stoffspielereien.
Ich bin gespannt was sich die anderen vorgenommen haben. Guckt doch mal rüber zu Frifris, dort werden die Sachen heute gesammelt.

Mittwoch, 20. Februar 2013

MMM: Burda 2-2013 Modell 113 (Shirt)


Nach dem Wasserfallkleid von letzter Woche war am Montagabend gleich das Shirt dran.
Solche Projekte muss ich immer in Angriff nehmen, solange die Schnittteile noch auffindbar und die Erinnerungen an die notwendigen Änderungen noch frisch sind......
Passenden roten Jersey hatte ich da, der Schnitt wurde in der vorderen Mitte um 4 cm im Stoffbruch abgeschnitten ( = 8 cm weniger Material in der Drapierung) und die Overlock auf rot umgefädelt.

Der Rest ging flüssig, zwei Stunden habe ich für das Shirt gebraucht.


Hier ist ganz gut zu sehen, wie die Drapierung aufgebaut ist: Das geraffte Büstenteil wird an der Seite des Mittelteils festgenäht. Diese beiden Nähte werden in der Mitte nochmal zusammengesteppt. Der so entstehende "Tunnel" gibt später den Wasserfall.
Die Umbruchlinie wird auf 4 cm zusammengerafft und auf dem Beleg fixiert.

Ich habe bei dem roten Shirt Powermesh als inneren Beleg genommen, der war farblich perfekt und ist stabil genug, damit der Ausschnitt nicht leiert.
Belege aus normalem Jersey muss man wie in der Anleitung angegeben unbedingt verstärken, sonst leiert der Ausschnitt mit der Zeit.

Hier nochmal die obere Kante des Ausschnittes: Die Raffung des Wasserfalles läuft genau in der Umbruchkante. Beim Kleid hat die Drapierung noch zuviel Breite und auch mehr Länge, da neigt dieser Bereich dazu, nach vorne wegzuklappen.
Beim Shirt kippt das zwar auch etwas, aber das sehen nur Leute, die von oben in den Ausschnitt gucken dürfen. :)

Lasst euch durch die Drapierung nicht täuschen, das Ding sitzt wirklich körpernah.
Aber es ist bequem und man muss den Bauch nach dem Mittagessen nicht einziehen.

Schnitt: Burda Februar 2013, Modell 113
Stoff: mittelschwerer Viscose-Jersey. Ein 1,2 m- Coupon vom Stoffmarkt hat knapp gereicht
(Die Belege sind aber aus Mesh und die Arme nur 3/4 lang)
Nähzeit: etwa 2 Stunden ohne Schnittkopieren und dem verhassten Overlockumfädeln
(Das Fotografieren mit der Lieblingsnachbarin gestern, das Bearbeiten und Texten hat vermutlich länger gedauert...)

Heute trage ich das Oberteil mit einem langen Cardigan und einer schwarzen Legging.
So sitze ich gerade vor dem Rechner und werde gleich im MMM-Blog gucken, was die anderen Mädels zeigen.

Montag, 18. Februar 2013

Burda 2-2013 Mod 113/114: Das Wasserfallkleid

"Das steht dir besser als das Knotenkleid" meinte die ferne Freundin am Wochenende, als sie die Fotos gemacht hat. "Und meine Stiefel passen super dazu- zieh die mal an."

Naja, einen Kultstatus wie der Onionschnitt wird das Modell 113 aus der Burda 2-2013 wohl nicht bekommen, aber es ist eine nette Abwechslung im Kleiderschrank.
Der "Wasserfall" bringt etwas Spielraum im Bereich der Taille  für den Bauch und es hat einen dekorativen großen Ausschnitt.

Der Wasserfall ist am Vorderteil angeschnitten und wird mit der oberen Knte am Innenbeleg des Ausschnittes angenäht. Versteht ihr das? :)
Die Anleitung ist beim ersten Durchlesen genauso kryptisch, aber irgendwie ergibt sich die Reihenfolge der Nähschritte dann doch von selbst.


Von vorn ist die Silhouette schön schmal. Seitlich macht sich aber doch die üppige Drapierung bemerkbar und das Kleid schaut etwas schwanger aus. Man kann das Volumen an der Unterbrustlinie sicher mit ein paar Stichen zusammenfassen, aber dann wirkt der Schnitt banaler.
Beim nächsten Mal würde ich diesen Bereich etwas schmäler schneiden- die Hälfte Stoff beim Wassserfall reicht vermutlich auch.
Womit wir bei den Änderungen wären:
  • Gesamtlänge vom Modell 114 minus 6 cm.
  • Armlänge  minus 8 cm (!!)
  • Materialbedarf mit Ärmeln: 2 mal Gesamtlänge, bei mir haben mit etwas Trickserei (angeschnittene Passe im RT)  2 m gerade so gereicht.
  • vorgemerkt: in der vorderen Mitte 2 cm vom Wasserfall wegnehmen
  • das Armloch eventuell etwas größer schneiden, der Oberarm sitzt mäßig
  • und beim nächsten Kleid gucken, ob der Saum auch weniger zipfelig hinzubekommen ist- der Wasserfallbereich scheint mir noch etwas Länge gebrauchen zu können.
Trotz aller Schwächen: Ich näh das nochmal als lässiges Shirt.
Aus rotem Jersey!

(Wer mal unterhaltsame Nähzeitschriften-Besprechungen lesen möchte der gucke mal bei Frau Nowak- ihre Beobachtungen sind gut geschrieben und sehr treffend.
Sie hat schon beim Blättern erkannt, dass der Wasserfall zu breit wird...)

Donnerstag, 14. Februar 2013

Geldbeutel nähen.....


Portemonnaies nähe ich inzwischen außen ausschließlich aus laminierter Baumwolle. Das ist leicht zu verarbeiten und hat sich im Laufe der letzten Jahre als äußerst strapazierfähig erwiesen.
Meinen eigenen Geldbeutel aus einem Butler-Stoff habe ich nun schon seit zwei Jahren in Gebrauch und auch schon bei 30 Grad in der Maschine gewaschen - das ist auch mit der Filzblende überhaupt kein Problem.

Leider gibt es die laminierte Baumwolle nur in wenigen Mustern zu kaufen.
Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich bei Anja diese riesigen IKAT-ähnlichen Punkte von Anna-Maria Horner in laminierter Baumwolle gesehen habe.
Und in rot als Baumwollstoff passt das Muster super zu einem meiner Allzeit-Favoriten, dem Kaleidoskopmuster in grau.


Geldbeutelnähen kann ich nicht immer, die notwendige Gelassenheit dafür würde ich mir eigentlich öfter wünschen.
Aber wenn ich das Stoffkombinations- und Zuschneidechaos vor dem Nähen beseitigt habe und die Portemonnaies Form annehmen, dann macht das richtig Spaß.
Mein Yogaersatz :)

Mittwoch, 6. Februar 2013

MMM: Shirt und Rock


Den Rock habe ich schon im letzten Jahr genäht- und viel zu wenig angezogen.
Warum? Er passt weder zu braun noch zu schwarz. Wenn man eine der vielen Farben des Rockes als Shirt anzieht wird das ohne Jacke leicht zu grell. Und der einzige passende Cardigan hat die falschen Proportionen.
Überhaupt- das lange Suchen nach dem richtigen Grün hat mir den Rock richtig vermiest.

Bis ich im Keller in einem meiner Stoffkartons aus den 90er Jahren auf einen Rest Plastikwollinterlock gestoßen bin. Die Konturen des fehlenden Stückes deuten darauf hin, dass ich damals eine Legging draus genäht habe. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr dran erinnern- vermutlich hat die enge Hose gleich an den Knien gebeult.

Als Schnitt habe ich das schon bewährte Burda-Oberteil herausgesucht. Die pinke Paspel greift die Bordüre des Rockes auf und unterstreicht die Schnittführung. Zudem betont der Ausschnitt schön die A-Linie des gesamten Outfits.
Schlussends kam mir das aber etwas zu Raumschiff-Enterprise-mäßig rüber, deshalb habe ich dem ansonsten schlichten Shirt ein Bindegürtelchen spendiert. Das kann im Alltag auch mal ohne Blüte getragen werden.


Fazit: Statt stundenlang die Läden zu durchqueren- lieber auf die Familie hören und die Stoffvorräte ausmisten durchsuchen.

Rock: Ottobre 5-07 mit den üblichen Änderungen.
Shirt: BuMo 1-2011 Mod. 129 (Ausschnitt versetzt und mit Paspel versehen, Armlinie korrigiert, Passe etwas schmäler)

Im MMM beklagt sich Cat völlig zu Recht über das ewige Grau der letzten Wochen draußen, aber in der Vorschau der anderen Näherinnen habe ich schon ein paar Farbkleckse gesehen.
Hey- und wir haben draußen gerade einen fast wolkenlosen Himmel und die Sonne geht auf!

Montag, 4. Februar 2013

Das Achtel eines Rindes....

...oder genauergesagt: etwa 17,6 kg Fleisch.

Soviel Limousin-Rind hole ich ein oder zweimal im Jahr direkt beim Biobauern meines Vertrauens.
Da ist dann alles dabei: Von der Lende über Rouladen bis hin zum frisch durchgedrehten Rinderhack.

Wir essen nämlich gern Fleisch. Nicht jeden Tag, aber der Sohn ist wie wohl die meisten 17-jährigen ein echter Fleischfresser und ich liebe leckere Saucen....

Die Bratenstücke friere ich gleich ein, das schafft meine Kühltruhe an einem Tag. Und den Rest verarbeite ich in einer 2-tägigen Küchenschlacht zu fertigen Portionen.
So habe ich einmal wirklich viel Arbeit, aber dafür viele tolle Sachen in der Truhe, die ich später nur noch auftauen muss. Sehr gut einfrieren lassen sich Gulasch, Rouladen und vor allem eins meiner  Lieblingsessen, die Bolognese.

Eine gute Bolognese muss mindestens drei Stunden leise köcheln, das macht wohl kaum jemand mit einem Pfund Hackfleisch. Aber wenn man gleich 7 Liter auf einmal im Topf hat, dann lohnt sich sowohl der Zeit- als auch der Energieaufwand. (Von der Putzerei danach ganz zu schweigen....)
Die meisten Vitamine sind dann wohl totgekocht, aber die Konsistenz und der Geschmack sind unvergleichlich.


2 kg Rinderhack in Öl krümelig anbraten
300 g kleingewürfelter Speck
1 kg Zwiebeln portionsweise goldbraun dünsten
1 Knolle Knoblauch
500 g rote Paprika
500 g Möhren
250 g Sellerie  
3 große Dosen gehackte Tomaten (oder Tomatensugo)
1/2 Flasche Rotwein
Salz, viel Paprikapulver, Pfeffer, Chili und Lorbeerblatt

in einem richtig großen Topf mindestens 3 Stunden leise köcheln.


Das schmeckt sowohl ganz frisch mit Spaghetti als auch später aufgetaut phantastisch.
Und ist dann auch eine prima Basis für Lasagne oder Fazzoletti.

Und wer glaubt, das wäre viel - der kann sich mal das Biryani-Rezept aus dem mass-cooking-Kapitel meines indischen Lieblingskochbuches angucken:


Das hab ich aber noch nicht probiert. :)