Sonntag, 28. September 2014

Stoffspielereien: Nähmaschinen-Spezialfüßchen


Bei den heutigen Stoffspielereien sollen Spezialfüße für die Nähmaschine im Mittelpunkt stehen.

Ich weiß gar nicht, ob bei den modernen Maschinen ein Rollsaumfuß zur Startausrüstung gehört, durch die Verbreitung der Overlockmaschine hat er wohl an Bedeutung verloren. Der Overlock-Rollsaum schaut zwar ganz anders aus, hat aber denselben Effekt: Eine sehr schmale Versäuberung am Stoffrand.
Meine Pfaff 260 ist schon über 50 Jahre alt, damals haben Hobbynäherinnen wie meine Mutter den Fuß ganz selbstverständlich eingesetzt. Und er war bei der Auslieferung im Standardzubehör der Maschine enthalten.

Ich habe also das Füßchen angeschraubt und mit Sew´n´Sushis Tipps losgelegt. 
Nach einer Viertelstunde warmnähen mit Baumwollstoff ging das Säumen schon gut und schnell.
Den Nahtanfang habe ich schlussends etwas abgewandelt, gerade wenn man bei einem Tuch eine saubere Ecke möchte ist es besser, wenn die drei Lagen Stoff schon vor dem Einführen in die Schnecke fixiert sind. Zudem kann man an dem Faden gut ziehen um die ersten Transportschwierigkeiten abzumildern.
Also: Zuerst mit der Nähmschine zwei kleine Stiche am Eck des eingerollten Anfangs machen und die Fäden großzügig abschneiden. Erst dann die Ecke in das Füßchen einschieben- so kann sich nichts mehr verschieben.
Ihr seht: Eine präzise Ecke am Nahtanfang.....
Bei der vierten Ecke eines Tuchs kreuzt man dann wieder die erste Naht- und da schiebt es die obere Lage ein oder zwei mm über den bereits versäuberten Rand hinaus. Alles Herumprobieren nützte da nichts - die beste Lösung ist hier wohl, 2 cm vor Nahtende das Tuch aus der Maschine zu nehmen und die letzten Stiche per Hand zu machen.
Trotzdem: Zum Säumen eines Chiffontuchs ( 140 x 50 cm) habe ich mit etwas Übung keine 10 Minuten gebraucht. Da tun 5 Handstiche nicht weh.
Mit etwas Übung und Augenmaß lassen sich auch Kurven und freie Formen säumen- wäre das nicht eine tolle Alternative für die Tellerrocknäherinnen?
Den Fuß gibt es in zwei Breiten, guckt mal was Heike schon nach 5 Minuten Einweisung mit der schmalen Version des Rollsäumers zustande gebracht hat:
Das ist so filigran und fein, mein völliges Entzücken können nur Nähnerds nachvollziehen.

Ja, dann ging es zur nächsten Stufe: Batist.
Fein, glatt, mit einer neuen 70er-Nadel gar kein Problem.

EDIT: Marion hat gefragt ob man auch Jersey mit dem Rollsaumfuß nähen kann. Ja, das geht:
Normalen Singlejersey oder Interlock muss man nicht mal stärken, das geht sehr gut zu nähen und gibt mit einem Zickzack (Länge 3 und Breite 2) eine schöne elastische Naht. Allerdings stellt sich der Saum stoffbedingt etwas auf weil die Naht ja sehr schmal ist. Wenn also der Jersey flach liegt oder z.B. bei einem Tuch das Hochklappen kein Problem ist - dann ist das eine gute Möglichkeit.

Wenn man den Zickzack auf 3 und die Stichlänge auf 0,5 stellt gibt das einen gewellten Saum. Den Effekt kann ich mit gut mit Farbverlaufsgarn vorstellen!

Sehr optimistisch bin ich dann zum Chiffon übergegangen- und das ging gar nicht. Das Zeug ist viel zu fludrig und weich. Erst als ich das Probestück mit Sprühstärke willenlos gemacht habe konnte ich den Stoff in die Schnecke einführen.
Da Chiffon ja schon beim Zuschnitt die Pest ist wollte ich den Versteifungstrick großflächig angewenden.
Nach einigen Experimenten
  • mit aufgesprühter und eingebügelter Speisestärke ( geht, ist aber eine Sauerei am Bügeleisen)
  • oder großflächiger Verteilung vom Dosen-Sprühstärke ( mit Duft-Overkill )
  • und aufgelösten Soluvlies ( super, aber teuer!) bin ich bei
  • Flüssigstärke gelandet.
2 m Chiffon habe ich in 200 ml Wasser mit 2 Kappen Stärke eingeweicht und tropfnass fadengerade aufgehängt. Nach dem Trocknen hat der Stoff eine Konsistenz wie Seidenorganza.
Keine Verzug beim Zuschnitt, kaum Ausfransen und in der Verarbeitung an der Nähmaschine verhält sich der behandelte Chiffon wie Baumwolle.
Hoffmanns Flüssigstärke ist das Gegengift für flutschige Peststoffe.
Guckt mal, das ist CHIFFON!!


Zu den Kappnähten schreibe ich bei Gelegenheit nochmal was, dieser Spezialfuß ist auch so ein magisches Wunderwerk. Der breite Rollsäumer hat auf jeden Fall nicht mal über der seitlichen Kappnaht der Bluse gezickt.


Die Füßchen kamen letzte Woche schon bei Chiffontüchern und einer Bluse für die Tochter zum Einsatz:

Nach dem Nähen kann man das fertige Stück kurz mit der Hand waschen, dann wird der Chiffon wieder butterweich.

Ich werde das Rollsaumfüßchen jetzt sicher öfter verwenden- gerade das Säumen von dünnen Stoffen wird so viel einfacher und professioneller.

In anderen Blogs werden heute auch Füßchen gezeigt, guckt doch mal vorbei:

  • Suschna hat mit Abstandshaltern experimentiert und gezeigt wie kunstvoll das Freihandstopffüßchen eingesetzt werden kann.
  • Gusta stellt eine ganze Reihe an Führfüßen vor, so kann man sehr präzise und schnell nähen.
  • Lucy macht auch die ersten Erfahrungen mit dem Rollsaumfüßchen
  • Mirella holt wieder ihren Applikationsfuß hervor
  • Ute hat einen Kordelfuß ausprobiert, damit kann man bänderartige Effekte aufsteppen.
  • Bei Amberlight werden verschiedene Füße vorgestellt, ganz toll finde ich die Kombination aus Kordelfuß und Kreisnäher. 


(Ich verlinke euch gern wenn ihr mir eine kurze mail oder einen Kommentar schreibt.)

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Lucy hat die Sendungen schon vor einiger Zeit erwähnt und ich erinnere hier zeitnah nochmal an das heutige
bei Arte- lasst euch inspirieren!
Mein Beitrag zur Challenge ist schon seit Wochen im Planung, das Thema Refashion reizt mich sehr. Aber eigentlich bin ich grundsätzlich kein Freund von Wettbewerben....
Vielleicht nehme ich die Themenstellung mal als persönliche Herausforderung :) 

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Der Treff für die nächsten Stoffspielereien verschiebt sich wegen der Herbstferien auf den 
2. November
Karen wird demnächst ein Thema vorschlagen und die Beiträge dann sammeln.

Mittwoch, 17. September 2014

Ankündigung Stoffspielereien: Nähfüße

Bei den Stoffspielereien im September sollten die Nähmaschinenfüße ins Zentrum gerückt werden.
Die meisten Nähmaschinen haben schon eine ganze Reihe an Standardfüßen in der Grundausstattung, die lässt sich dann um viele Spezialfüße erweitern.
Jeder hat andere Lieblingsfüßchen:
Mädchenmütter finden sicher den Ruffler toll, ich mag meinen Paspelfuß.
Wünschen würde ich mir einen Obertransportfuß, aber den gibt es für meine Maschine leider nicht.

Zum Glück lässt sich meine alte Pfaff 260 aber mit anderen modernen Füßchen bestücken, manche Füße wie der für verdeckte Reißverschlüsse sind nämlich noch gar nicht so lange auf dem Markt. Aber erleichtern die Näherei enorm.

In den Nähkursen habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Füßchen an die Maschinen verschiedener Hersteller passen, wer also eine alte Nähmaschine oder ein NoName-Produkt hat kann trotzdem in einem Fachgeschäft fündig werden.

  • Einen sehr guten Überblick über sinnvolle Füßchen gibt es bei den grandiosen Sew & Sushi im Bereich Nähkästchen - sie haben 70 Jahre alte Exemplare im Repertoire und weisen auch auf moderne Füßchen hin.
  • Bernina stellt auf Youtube 57 Füße in kurzen Filmen vor.
  • Im Sewing Loft gibt es neben einer Menge anderer Tipps rund ums Nähen auch verschiedene Füßchen-Vorstellungen, ich werde wohl mal probieren wie mit Heathers Hinweisen das Rollsaumfüßchen besser funktioniert.
  • Und dann solltet ihr einfach mal in eurer Betriebsanleitung nachgucken, was eure Maschine so kann - ich war ganz erstaunt, dass ich mir das Kappen viel einfacher machen könnte.

Manche tollen Effekte würden sich auch mit dem Standardfüßchen machen lassen, aber wer braucht heutzutage einen Hohlsaum?
Ich werde nächste Woche mal die Flatterstoffe aus der Kiste nehmen und Rollsäume an Chiffonstoffen probieren. Denn wenn das funktionieren würde wäre das eine echte Arbeitserleichterung!

Zeigetag ist Sonntag, der 28. September.

Zeigt doch mal euer Lieblingsfüßchen oder probiert einen Fuß den ihr nicht so gut kennt, ich würde mich freuen wenn in meiner Linkliste viele verschiedene Beispiele zusammenkommen würden.

Montag, 15. September 2014

Stoffmarkt in Würzburg und die Neuauflage des Wasserfall-Kleides



OK, ich habe auf dem Stoffmarkt in Würzburg natürlich mehr als das geplante Stückchen Flanell gekauft. Genauer gesagt habe ich sogar gar keinen Flanell gekauft, aber das ist eine andere Geschichte.

Der Markt in Würzburg findet Sonntags auf dem Parkplatz eines Supermarktes statt und hat dementsprechend wenig Flair. Der einzige Vorteil ist, dass es dementsprechend viele Parkplätze gibt und man kurze Wege zum Abladen der Stoffe hat.
Im Gegensatz zu den Märkten in Ludwigsburg, Wiesbaden und Fürth kommt man gar nicht in Versuchung, in irgendwelchen Cafés zu versumpfen. Heike und ich haben eingekauft, haben ein paar nette Leute getroffen (Julia, Barbara, Monika ...) und sind zum Waffelessen wieder heimgefahren. Das ist schon schade, Würzburg lässt sich da etwas entgehen- schließlich reisen da Leute aus der weiten Umgebung an.

Das hatte den Vorteil, dass ich noch am Abend den ersten Stoff vernähen konnte.
"Der passt doch super nach Bayern" meinte der Verkäufer.
Tja- Würzburg ist in Franken und mich haben die Rosen eher an Kenzo erinnert. Aber klar war schon beim Angreifen des schwerfallenden Jerseys, dass er ein Burda-Wasserfallkleid werden musste. 
Gekauft - genäht. 
Wenn das nur immer so schnell gehen würde......
Der Jersey hat große ruhige Flächen, das tut dem Muster gut. Ich hatte von dem relativ teuren Stoff 170 cm gekauft und bin mit Ach-und Krach so hingekommen. Die Ärmel sind deshalb leider nur 7/8 lang. Muster- und mengenbedingt habe ich die Wasserfallbreite auch nochmal reduziert, aber das ist OK so.

Und was habe ich sonst so gekauft?
Etwas Jersey vom Couponhändler für Prototypen ( die Qualität ist ja ein Lotteriespiel)
grauen Romanit, Satin als Quiltkombistoff und einen Chiffon.
Den Chiffon werde ich demnächst vernähen, sonst landet er in bei den anderen Flatterstoffen in der Giftkiste. Exaktes Zuschneiden, französische Nähte und Smoken mit elastischem Unterfaden. Bei Chiffon kann man sich technisch austoben......

Freitag, 12. September 2014

Arya mit Flauschfaktor

Es gibt ein paar wenige Sachen, die mich mit dem Herbst versöhnen:
Stiefel und Lammfelljacke, Feuer im Kaminofen und meine geliebten Flanellstoffe.
Ich gestehe: Ich liebe Biberbettwäsche und für meinen nächsten Quilt wünsche ich mir eine Flanellabseite, auch wenn das aus schönen Stoffen richtig teuer ist.

Auch Taschen kann man aus Kuschelstoffen machen: Hier habe ich eine große Arya für den Stoffmarktbesuch am Sonntag genäht.
Ich mag den Kontrast zwischen dem glatten roten Leder und dem rauhen Stoff, das glänzende Metall der Reißverschlüsse und Karabiner passt trotzdem prima zum weichen Flanell.
Innen liefert das Röschen-Erdbeerfutter noch den romantischen Overkill, aber es passt.
(Wenn auch eigentlich nicht zu mir....)

Die Tasche ist auf jeden Fall groß genug um im Würzburg zweieinhalb Meter Flanell zu transportieren, mehr will ich ja eigentlich dort gar nicht kaufen........

Dieser Flanell ist übrigens aus dem Leipziger Stoffekontor, die Qualität ist gut und er liegt schön breit. Für eine Tasche oder mein Cape hat der Stoff den perfekten Fall.
Aber er ist schwer- zu schwer für einen Quilt......