Sonntag, 29. April 2012

Manipulating Fabric- Dirndlrüschen


Anfang April waren wir im Urlaub- und ich habe mir Material mitgenommen, um unter Palmen  "Auszier für Blusen, Dirndl und Festtagstrachen" auszuprobieren.
Das ist die richtige Beschäftigung für die gepflegte Müdigkeit, die sich bei vollem Bauch einstellt :)

Die Anleitungen stammen aus einer Textilrundschau vom Juli 1998 und 1999, es werden verschiedene Techniken zur Herstellung von Borten für die Trachtenmode erklärt. Einiges konnte ich nicht ausprobieren, da man bei manchen Rüschen zwischendurch bügeln muss. Anderes habe ich schlichtweg nicht kapiert.

Oben seht ihr die eine Variante der Muschelrüsche, die irgendwie an eine handgenähte Zackenlitze erinnert. Sie wird aus 4cm breitem Schrägband genäht. Das wird zusammengesteppt und gewendet, sodass sich ein fertiger Schlauch von 1cm ergibt.
Vier Vorstiche an einer Seite werden zusammengezogen und mit einem Rückstich fixiert. Dann wird schräg zur anderen Seite gestochen, mit einem Stich fixiert und dann wieder mit den vier Vorstichen weitergemacht.


Die Herzerlrüsche habe ich schon von meiner Freundin Angelika in Vorarlberg gezeigt bekommen- sie ist mit etwas Übung wirklich nicht schwer zu nähen.
Die Muschelrüsche rechts oben ist dagegen aus dem dünnen Leinen viel zu steif, die würde wahrscheinlich aus einem Seidenstoff besser herauskommen.
(EDIT: Eine tolle Anleitung für die Herzerlrüsche findet ihr hier bei Evelyn.)


Die Muschelrüsche hat uns sehr an eine Riesenmuräne erinnert, die wir beim Tauchen vor Port Ghalib beobachtet haben.
Tochter hat das dann gleich inszeniert: Wie der Fisch in einem Loch im Riff veschwindet und dann einen halben Meter weiter seitlich wieder herausschlängelt.


Die Herzerlrüsche findet man oft am Ausschnitt von Dirndln- eine Tracht habe ich auf die schnelle aber nicht hinbekommen. :)

So habe ich lieber der Erbin der alten Stoffe ein Kosmetiktäschchen genäht- als Dankeschön für ihre großzuügige Weitergabe.
Die Ecken sind aus grobgewebten Tischsets aus den 70ern, die Karostoffe waren einmal Kopfkissen.
Und die Farbe meiner Rüsche passt fast perfekt dazu.


Suschna sammelt wie immer alle kreativen Teilnehmerinnen der Stoffmanipulation-
Vielen Dank für deine Mühe bei den Aktualisierungen!

Freitag, 27. April 2012

Bleichen mit Eau de Javel


Alte Wäsche hat neben merkwürdig verteilten Stockflecken in erster Linie einen vergilbten Rand, der lässt sich wirklich ganz einfach mit Eau de Javel wegzaubern.
Dazu tauche ich die schmuddelige Kante des Stoffes in einen Behälter mit 350 ml der unverdünnten Chlorbleiche.


Und nach ein paar Minuten ist der Stoff wieder strahlend weiß. Das funktioniert auf Baumwolle genauso gut wie auf Leinen.


Einzelne Stockflecken behandle ich mit einem Pinsel, auch hier sieht man innerhalb von Sekunden einen Effekt:


Die Stickereien aus naturfarbenem Garn leiden nicht unter der rüden Behandlung. Ich habe das zuerst an einer unauffälligen Stelle versucht, bevor ich das Risiko eingegangen bin und das Leinengewebe mit Eau de Javel behandelt habe.


  • Arbeitet am besten im Freien, das Zeug stinkt nämlich gewaltig.
  • Den Rest der 350ml Chlorbleiche gebe ich dann in die Dosierkammer der Waschmaschine, die ich ohne Waschmittel bei 90 Grad durchlaufen lasse. Dabei gehen auch die restlichen Grauschleier in den bahandelten Textilien heraus (und die Maschine wird zusätzlich einmal desinfiziert...)
  • Ein plakatives Beispiel, wie hochwirksam das Zeug auch bei Svnthetik ist, seht ihr bei Anja, sie hat einen schier aussichtslosen Fall damit gerettet.
  • In Verbindung mit Säure entwickelt Eau de Javel giftiges Chlorgas!
  • Ich kann verstehen, wenn jemand Bedenken wegen der Umweltveträglichkeit hat. Laut Umweltbundesamt "können Hypochlorite im Abwasser zur Bildung unerwünschter chlorierter Kohlenwasserstoffe beitragen." Versuche mit meiner Sauerstoffbleiche (Proweiß aus der Hobbythek) bringen bei Stockfleken aber wenig, so blieb mir das als letzte Alternative.
  • Tragt Handschuhe und zieht euch beim Arbeiten mit Chlorbleiche etwas Altes an- ihr seht, was auch die kleinsten Spritzer des Wundermittels mit meinem neuen Knotenkleid gemacht haben. Heike hat es mir genäht und wird sich jetzt nicht mehr wundern, warum es gleich schwarz überfärbt wurde....

Aber die alte Weißwäsche ist nun gerettet und ich kann mich wieder über die vielen netten Details freuen:
Zwirnknöpfe in verschiedensten Ausführungen....


und handgenähte Kanten. Ist das nicht wunderschön, wie ein dickes Garn in die gezogenen Schuss- und Kettfäden eingestickt wurde und die Kanten mit einer Art Hexenstich betont werden?


Nach einer weiteren Wäsche mit Waschmittel riecht der Stoff auch wieder frisch und ich habe schon die ersten Kissenbezüge angeschnitten.
Aber das zeige ich euch am Sonntag- im Zuge der der April-Stoffmanipulation.

Donnerstag, 19. April 2012

Alte Tischdecken mit Stickereien


Die Tage kam der Lieblingsschwager mit einem ganzen Sack voll textiler Schätze aus dem gesamten letzten Jahrhundert. "Da ist bestimmt was für dich dabei." meinte er lapidar.
Er hätte die Stücke aus der Erbschaft einer Freundin, die damit nichts anfangen könne.

Ich bin absolut fasziniert von den Sachen und hoffe, die ein oder andere kann das hier nachvollziehen. Denn meine Leute hier im Haus zucken nur etwas ratlos mit den Schultern.
Als Einstieg hier eins der Tischsets, zu denen es noch eine gewaltig bestickte runde Tischdecke gibt.
Perlgarn, diese Ornanente und Farben- Das sind die 70er Jahre in Reinkultur.
Und im Retrohype wirkt das schon wieder modern.
(Die Tischdecke werde ich gnadenlos verwenden- da muss meine Familie durch.)


Aussteuersachen waren dabei- wie so oft noch unbenutzt.
Hier sogar mit dem nostalgischen Band, das das halbe Dutzend schön zusammenhält.


Mit dem Datieren der klassischen Weißwäsche tu ich mit naturgemäß schwer, dazu kenne ich die Geschichte der Familie nicht gut genug. Ob die Ziffern unter den Monogrammen das Jahr der Entstehung zeigen oder eine einfache Durchnummerierung der Aussteuer sind?


Vollkommem geplättet bin ich aber von den hoffnungslos altmodisch gestickten Tischdecken, die es in vielen verschiedenen Größen und Formaten gibt.
Stellvertretend hier ein Prachtexemplar mit einem Durchmesser von 170cm:


Die Faszination kommt erst, wenn man sich das genauer anschaut. Ich vermute mal, dass die Blüten geklöppelt sind und dann eingebunden wurden.
Das Foto ist groß- die Details sind wunderschön.
(Edit: Hier handelt es sich um Nadelspitze, das wird tatsächlich nur mit der Nähnadel ausgeführt und ist somit nicht geklöppelt. Danke für deine aufschlussreiche Mail, Wilma! )


Es gibt weitere Durchbruchsstickereien oder was immer das auch sein mag. Ich kenne nicht einmal genau die Bezeichnungen und hätte allergrößte Schwierigkeiten, so etwas auch nur annähernd so perfekt hinzubekommen.
(Edit: Das ist Richelieustickerei.
Ganz klassisch: Konturen werden mit dem Langettestich gestickt und daran entlang wird ausgeschnitten. Stege stabilisieren das dann dekorativ. )


Der Stoff liegt nur 85cm breit, mehr war damals technisch nicht machbar.
Das Zusammennähen der einzelnen Teile fügt sich in das Gesamtbild ein und trennt das Mittelteil von den Seiten, die die Tischkante herunterhängen sollen.
Auch hinten ist die Arbeit blitzsauber. Die Langettenkanten sind mit einem Festonstich eng eingefasst. Himmel- was für ein Zeitaufwand!


Klar, das alles ist hoffnungslos altmodisch, aber ich habe einen Heidenrespekt vor der handwerklichen Leistung.
Unten ist ganz gut zu sehen, was da an Techniken zur Schau gestellt wurde. Wir würden uns heute auf wenige Stilelemente beschränken um den Gesamteindruck nicht zu überfrachten, aber damals war das wohl der stolz einer jeden Hausfrau.


Was ich mit den Schätzen mache?
Keine Ahnung.

Einige Sachen habe ich schon mit Eau de Javel vom Gilb und den ärgsten Stockflecken befreit und werde sie weiterverarbeiten.
Aber es wäre wohl ein Sakrileg, ein Zeitzeugnis wie die Decke oben zu zerschneiden .

Vielleicht habt ihr ja auch solche Sachen zuhause liegen- was macht ihr damit?
Umarbeiten, archivieren oder verwenden?
Zeigt mal! :)

Dienstag, 17. April 2012

Neue Geldbeutel....


Eine neue Lieferung Wachstuch ist der beste Grund, aus dem ferienbedingten Nähloch herauszukommen.
Als ich bei Anja meinen derzeitigen Liebingsstoff von Anna-Maria Horner als "laminated cotton" entdeckt habe, war ich schlichtweg aus dem Häuschen.
Ich habe schon geahnt, dass das Muster für Geldbeutel bestens funktioniert :)
Frau Horners Loulouthi außen und Amy Butlers Sun Spots innen- ist das nicht ein schönes Paar?


Nicht ganz so sicher war ich mir bei dem Apfelwachstuch-
aber schlussends ist da auch ein richtig sommerlicher Geldbeutel draus geworden.
Mit der pinken Abschlussblende bin ich noch nicht so ganz glücklich, aber das liegt vermutlich auch daran, dass ich zu der Farbe nach wie vor keinen Zugang finde......


.....to be continued- denn im Sommer werde ich wieder mal an DEM Markt teilnehmen....

Wachstuch: Stoffekontor
Schnitt: machwerk

Montag, 2. April 2012

Ein Quilt für die Tochter


So, nun ist der Tochterquilt fertig.
In der Breite habe ich noch etwas zugegeben und einen Streifen aus den letzten Stoffresten angenäht.
Die Bordüre passt sich gut an das Muster an und bildet einen schönen Abschluss.
Und ich habe so noch einmal 20cm Breite gewonnen.

Ich bin ja grundsätzlich nicht so die große Planerin, was Patchworkarbeiten betrifft.
Da entsteht viel aus dem Bauch heraus. Ich spiele mit Quadraten, schneide hier mal irgendwie über den Daumen gepeilt auseinander und füge da zusammen, bis irgendein Muster entsteht. Und das variiere ich dann mit meinen Reststoffen.
Sehr lustvoll und überhaupt nicht so konzipiert, wie das bei der genauen Arbeit der echten Patchworkkönnerinnen nötig ist.
Aber es macht eben Spaß und geht auch relativ schnell so.


Die Rückseite ist aus grün-weißem Vichykaro und  hat eine Bordüre.
(ZackZack- ich will fertig werden....)


Gequiltet hat mir das meine liebe Heike, deren Tochter die Freundin meiner Tochter ist.
So ist das Geschenk ein Stückchen Gemeinschaftswerk, ganz in alter Quilttradition.
Heike hat nur die Blöcke mäandert und das Sashing dabei frei gelassen.
Sie meinte, das wäre eine gute Sache, da man da immer ein abgegrenztes Stück vor sich hat und sich in dem übersichtlichen Bereich nicht verzettelt.
Bei ihr klingt das einfach und schaut sauber aus, aber ich hätte das wohl nicht so schön und schnell hinbekommen. Danke!!


Für das Binding war dann wieder ich zuständig- klassisch zuerst mit der Maschine genäht und dann mit einem Matratzenstich  per Hand.


Der Kater hat die Decke schon für gut befunden. :)


In der Waschmaschine gab es schlussends den leider etwas spärlichen Crinkle-Effekt.
Weiß jemand, ob das Freudenberg-Baumwollbatting im Trockner noch etwas mehr einspringt? Denn beim Waschen hat der Quilt kaum etwas an Länge und Breite verloren. Und ich mag es eigentlich sehr gern, wenn die Oberfläche noch etwas mehr Leben bekommt.

Stoffe: Quer durch die Restekiste, ergänzt mit alten weißen Laken meiner Schwiegermutter.
Größe: 150 x 220 cm
Batting: Freudenberg 275 (Baumwollvlies)