Als langjährige Leserin des
Jeromin-Blogs sind mir die Ecoprints immer mal wieder begegnet- ich fand sie technisch toll, farblich aber eher naja.
Erst als ich die Stoffe in Brunhildes Atelier aus der Nähe begutachten konnte und diese unglaubliche Tiefe und Vielfalt in ganz engen Farbspektren gesehen habe, da war klar: Das probiere ich mal aus.
Und zwar gleich zu den
Stoffspielereien des Monats Oktober zum Thema Blätter.
Deshalb habe ich ein paar Tage nach meiner Rückkehr aus Speyer das
Ecoprint-Einsteigerset bestellt.
Dazu auf Sabines Anraten noch etwas Beize für kontrastreichere Drucke und einen Coupon Wolletamine für ein Kleid.
Das Besondere bei Ecoprint ist es, dass die Blätter nicht nur die Form abdrucken, sondern tatsächlich Farbgeber sind.
Der mit Eisen- und Kupfersalz gebeizte Schal wird feucht ausgebreitet und mit Blättern belegt.
Wir haben neben den im Set enthaltenen Eukalyptusblättern auch Walnuss, Rose, Ahorn, Perückenstrauch und Kirschlorbeer verwendet.
Der Schal wurde zur Hälfte belegt, umgeklappt und sehr eng um ein Kunststoffrohr gewickelt. Fixiert wurde das Bündel mit Perlgarn. In einem Farbsud aus einem Akazienextrakt wurde die Roulade dann eine Stunde gesiedet.
(Die zweite Rolle ist ein Experiment mit Baumwolle und Wollfilz, dazu nächste Woche mehr.)
Wir haben die Rollen über Nacht im Topf belassen und am nächsten Morgen die Knoten gelöst.
Das hat sich angefühlt wie das Geschenkeauspacken zu Weihnachten.
So spannend!
Beim hier noch nassen Stoff ist der Effekt ganz gut zu sehen. Weiter außen an der Rolle sind die braunen Farbstoffe noch sehr dominant und die Wicklung des Garns bildet ein schönes Muster. Ins Innere der Roulade sind weniger braune Farbanteile eingedrungen, dort sind die Blätterabdrücke gut zu erkennen.
Wolletamine ist ja recht locker gewebt, so haben die Blätter teilweise durch mehrere Lagen gefärbt. Ziemlich unberechenbar, das Ganze.
Aber farblich so schön!
Da der Schal gleich in den Besitz der Tochter überging habe ich mich an das große Stück Stoff gewagt.
Die Blätter habe ich etwas gezielter ausgelegt um verschieden gemusterte Partien für ein Kleid zu bekommen. Da der zweite Zug eines Suds in der Regel heller färbt habe ich noch Zwiebelschalen dazu gegeben.
Nach einer Nacht habe das Bündel ausgepackt. Aus der Ferne ist das wieder ziemlich matschig, oder?
Aber aus der Nähe ist für Eingeweihte so viel zu entdecken:
Warum färbt z.B. das eine Rosenblatt nur an der einen Seite braun und gegenüber sind nur Spuren? Wo doch das Rosenblatt an der Schulter auf beiden Seiten gleich färbt?
Und warum färbt der Ahorn hier gar nicht?
Fragen über Fragen.
Um das ganze aus der Beliebigkeit zu holen werde ich die nächsten Wochen noch etwas auf dem Stoff herumsticken. Ein paar entschiedene Sashikostiche und Knötchen tun dem Kleid sicher gut.
Fazit: Ich habe bei Gestaltungen meist ein konkretes Bild im Kopf auf das ich hinarbeite. Das geht hier nicht.
Wenn man aber bereit ist etwas loszulassen und dem Zufall Raum einräumt, dann ist diese Technik sehr spannend. Und Ecoprint ist ein Experiment, das allen Beteiligten großen Spaß gemacht hat.
Das Einsteigerset ist sicher das ideale Weihnachtsgeschenk für experimentelle Textilerinnen.
Jetzt aber zu meinen Mitspielerinnen, ich bin gespannt zu welchen Sachen euch das herbstliche Thema inspiriert hat!
- Tyche (ohne Blog) hat ein Beret mit vielen gehäkelten Blättern dekoriert
- Ines hat Ahornblätter auf Leinen gedruckt
- Ute hat das Ecoprinting super dokumentiert und zeigt die Abrücke der einzelnen Pflanzen.
- Karen vererbeitet SnapPap ganz filigran zu einer Handyhülle.
- Karen (cambiocarma) interpretiert das Thema mit Sashikostickereien auf einer Tasche
- Ute hat Blätter aus gefärbten Grüntönen zusammengenäht- tolles Patchwork!
- Suschna greift nochmal die Goldstickerei vom letzten Monat auf und gesteltet zusammen mit Naturmaterialien eine Brosche
- Gabriele stickt auf Filz und bekommt so schöne Blätterbroschen.
- Lucy hat Blätter gedruckt und stickt noch Akzente dazu
Am 27. November wird
Lucy im Nahtzugabe-Blog Gastgeberin sein. Thema:
Stoffreste.
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile
Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues
probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene
Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links
mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks
Erfahrungsaustausch.