Sonntag, 26. April 2015

Stoffspielereien mit Farbe: Inkodye

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich Frifris auf der Karlsruher Nadelwelt getroffen. Sie hat mir damals die Restflasche ihres Inkodye-Experiments in die Hand gedrückt und gemeint, dass das sicher etwas für mich sei.
Danke. Ja klar!
Aber es hat den Motivationsschub in Form der Stoffspielereien gebraucht, um das Projekt auch wirklich mal anzugehen. Lucys Themenvorschlag "Stoff und Farbe" kam da gerade recht.

Mit Inkodye kann man monochrome Bilder auf Stoff transferieren.
  • Zuerst wird dar Stoff (Naturfaser!) mit Inkodye eingestrichen- wir haben zum Verteilen eine Scheckkarte genommen. Der Raum muss nicht dunkel sein wenn man zügig arbeitet.
  • Darauf wird dann eine mit dem Motiv bedruckte Overheadfolie gelegt, auf dem feuchten Stoff entsteht ein recht zuverlässiger direkter Kontakt.
  • Dann wird das mit einer Glasplatte abgedeckt und ins Freie gelegt. 
  • Die Emulsion reagiert auf Sonnenlicht, das Bild wird an den transparenten Stellen belichtet und die Farbe sofort fixiert.
  • Der Stoff muss dann zügig ausgewaschen werden. Ich habe meine sonntagnachmittäglichen Versuche in einer verschlossenen Dose gesammelt um eine Nachbelichtung zu vermeiden. Dann habe ich sie in der Waschmaschine gewaschen.


Das klingt einfach, und das ist es auch.

Man kann aber trotzdem so allerhand falsch machen:
Zum Beispiel die Folie verkehrt herum auflegen, hier habe ich ganz kreativ das Bild gespiegelt.
Meiner fotografierenden Freundin ist das gar nicht aufgefallen, dabei stammt das phantastische Bild aus ihrem Portfolio. Die Tasche hat sie trotzdem als Geburtstagsgeschenk bekommen.
Und genommen :)
Man kann auch unpassenden Stoff nehmen- hier ist der Kontrast zum leinenfarbenen Grund viel zu schwach. Leinen grundsätzlich ist aber sehr super, ich würde da nur mit dunklerem Inkodye arbeiten.
Noch mehr Fehler?
In der oberen linken Ecke des letzten Bildes seht ihr: Ein Stück Kettfaden ist unter das Negativ geraten und hat sich verewigt.
Oder: Ich habe zuerst keine Glasplatte zum Abdecken genommen- da hat der Wind nach zwei Minuten die Folie weggepustet.

Aber schlussends ist das eine tolle Sache.
Sicher kann man auch mit Transferfolie vielfarbige Bilder auf Stoff bringen. Aber der magische Moment, wenn sich die Farbe unter Sonneneinfluss entwickelt!
Der ist bei Inkodye einzigartig.

Danke Frifris, für dein Geschenk. Du hast uns damit eine große Freude gemacht.
Wir haben auch noch ein T-Shirt bedruckt, aber das kann ich euch erst zeigen, wenn die Tochter mit dem Teil vom Schüleraustausch zurück ist. :)

Weitere Farb-Spielereien sammelt heute Lucy.
Vielen Dank für´s Zusammentragen!

Montag, 20. April 2015

Sixta, ziemlich zackig.


Dieser Zackenstoff ist vor einigen Wochen im Zuge  der Stoffspielereien entstanden, ich hatte damals die vage Vorstellung, dass ich daraus eine Tasche nähen wollte.
Der Sixtaschnitt hat zum Glück ziemlich gut gepasst, ich musste nur eine Dreiecksreihe in der Höhe opfern.
Der unstrukturierte obere Rest des Leinens wurde zum Futter, kombiniert habe ich den roten Stoff mit einem phantastischen weichen und trotzdem unflexiblen schlammfarbenen Leder.
( Deshalb kaufe ich meine Häute nicht online. Es gibt bei Dicke, Griff und Dehnbarkeit große Unterschiede und ich habe noch zu wenig Ahnung um etwas zu bestellen von dem ich nicht mal weiß wie es heißt...)

Das knapp 2 mm starke Material habe ich am Reißverschluss, am Träger und am Boden offenkantig verarbeitet.
Ich finde es richtig nett, wie die Zacken in den Boden hineinragen:
Auf die obligatorische Reißverschluss-Außentasche habe ich hier verzichtet- wenn ich die Tasche noch einmal nähen würde könnte ich mir vorstellen, dafür auf der Rückseite ein Stück unstrukturiert zu lassen. Aber jetzt trage ich sie erst mal so, das Ding peppt jedes noch so schlichte Outfit mächtig auf :)

Am kommenden Sonntag hostet Lucy die Stoffspielereien,
das Thema ist diesmal "Stoff und Farbe".
Wir freuen uns über jeden Beitrag!

Leder: Reinhardt
Stoff: Leinen vom Stoffmarkt, strukturiert mit "sharks teeth"
Metallteile und Reißverschluss aus dem machwerk-Shop

Donnerstag, 16. April 2015

Pfaff 335: Eine Ledernähmaschine mit alternierendem Dreifachtransport

Wie versprochen stelle ich euch heute meine Maschine zum Nähen von dickeren Materialien vor.
Meine Brot-und-Butter-Pfaff 260 (Bj. 1961) hat zwar auch Leder genäht, aber ab und zu habe ich sie schon zu Dingen gezwungen, für die sie eigentlich nicht gebaut ist.

Hier seht ihr schon ganz gut, was den grundsätzlichen Unterschied dieser Nähmaschine zu den haushaltsüblichen Modellen ausmacht. Der alternierende Dreifachtransport schafft auch unter schwierigsten Bedingungen ein gleichmäßiges Nahtbild mit perfekt gleichlangen Stichen.

Man unterscheidet bei Nähmaschinen grundsätzlich zwischen verschiedenen Transporten:
  • Untertransport: Die Zähne des Transporteurs arbeiten von unten, das ist der übliche Weg bei Haushaltsmaschinen.
  • Obertransport: Den gibt es meist zusätzlich zum Untertransport, z.B. das etwas klobigere Obertransportfüßchen (walking foot)  oder der IDT von Pfaff. Der Obertransport minimiert vor allem das gegenseitige Verrutschen der Stofflagen. 
  • Nadeltransport: Untertransport, zusätzlich macht die Nadel bei Tiefstand in der Stichplatte die Bewegung mit und fixiert die Lagen während der Bewegung recht zuverlässig. 
  • altenierender Dreifachtransport: Kombination aus allen drei Transportarten, zusätzlich fixiert ein Haltefuß die Stofflagen bei Nadelhochstand.
    Sicher und robust, genau das brauche ich.

Den Unterschied zwischen Freiarmmaschinen und Flachbett kennt ihr vermutlich, ich hatte mir für meine Ledermaschine beide Möglichkeiten gewünscht. Mein Mechaniker hat deshalb ein abnehmbares Tischchen gebaut, sogar mit Plexiglaselement zum leichteren Einsetzen der Spule.
(Ich nähe auf dieser Maschine grundsätzlich mit Jeansgarn 30/3 oder noch dickerem Faden- das Unterfadenspulenwechseln kann ich inzwischen blind......)
Freiarm ist super beim Taschennähen.Wenn ich mich entscheiden müsste würde ich jetzt eher eine Freiarmmaschine nehmen als den großen Tisch. Das hätte ich vorher nicht gedacht.

Wichtig an dieser Maschine ist auch der Umbau auf einen Stop-Servomotor mit Positionsgeber am Handrad. Damit lässt sich jeder einzelne Stich ansteuern, sie hält präzise immer bei Nadeltiefstand an.
Bei leichtem Druck auf das linke Fußpedal macht sie genau einen Stich. Das kling unspektakülär, erleichtert das präzise Nähen aber sehr.
Leder verzeiht ja keinen Fehlstich.
Im ersten Leben hat diese Maschine bei Triumph die unteren Abschlussbänder an Korsetts genäht. Sie ist deshalb mit einem abnehmbaren Schrägbandeinfasser ausgestattet und musste beim Einfassen durch die Miederstäbchen nähen.
Da hat sie es bei mir leichter. 
Auf ihre alten Tage :)
(OK, ich habe schon mal Grenzen ausgetestet: 
  • dünn: 2 Lagen Leinen näht sie mit dem dicken 30er gut, das ist fein für markante Absteppungen bei Kleidung
  • dick: 6 Lagen 3mm-Filz ( der ist ja weicher) oder 4 Lagen 2,5 mm- Blankleder sind kein Problem.

Die Vorteile liegen also auf der Hand.

Die Nachteile ebenso:
  • Die Maschine braucht mächtig Platz. Der Tisch ist über 1 m breit.
  • Meine Pfaff 335 kann maximal 4 mm lange Stiche, Nachfolgemodelle können bis 6 mm.
  • Sie ist nicht ganz ungefährlich, nicht umsonst haben manche Ledernähmaschinen einen Fingerschutz. Routinierte Näherinnen kommen aber sicher gut klar.
  • Neuere Modelle der Pfaff 335 haben eine größere Unterfadenspule, diese hier ist mit dem dicken Faden recht schnell leer. 
  • Solche Maschinen gibt es gebraucht ab 1000 Euro, dazu nochmal 100 Euro für eine gute Auswahl an dickem Garn.
    Da sollte man schon wissen wozu man sie wirklich braucht.
Aber das weiß ich ja. :)

Mittwoch, 15. April 2015

MMM: Onion 2013 Empirekleid, ein erster Versuch


Das ist meine erstes Kleid nach Onion 2013.
So auf den ersten Blick sieht man ihm die Verwandschaft zum legendären Knotenkleid an, die Silhouette ist ganz ähnlich. Der Ausschnitt ist natürlich nicht so raffiniert, aber dafür wesentlich alltagstauglicher.

Ich habe das Oberteil nicht wie angegeben mit Beleg gearbeitet sondern komplett gedoppelt. Das geht bei dünnem Viscosejersey ganz gut, bei Baumwolle würde ich innen wohl farblich passenden Meshstoff oder Wirkfutter nehmen.
Alle Kanten habe ich im oberen Bereich zusätzlich mit Nahtband stabilisiert.
Auf dem Bild sieht man noch eine Schwachstelle: Die Ärmel sind zu weit. Fotos sind da gnadenlos.
Geht es euch auch so, dass ihr erst auf den Bildern seht wo noch etwas hakt? Vor dem Spiegel ist mir das gar nicht aufgefallen.....
Die Abnäher hinten habe ich weggelassen, bei dem dünnen Material konnte ich das über die Seitennaht regeln. Ein paar kleine Änderungen werde ich noch in den Schnitt übertragen, dann gehe ich mit Onion 2013 in Serie.
Im Sommer dann gern auch kürzer :)
Danke für den Schnitt, Heike!

Schnitt: Onion 2013, z.B. via Stoffekontor
Stoff: ein Coupon vom Stoffmarkt
Verlinkt beim MMM, dem Inspirationsboard für kreative Klamottennäherinnen.