Sonntag, 24. November 2013

Stoffspielereien: Alabama Chanin und die Handnäherei.


Das letzte Buch von Natalie Chanin war der Ideengeber für dieses handgenähte Etuikleid.

"Sewing + Design" ist ein wunderschöner Bildband mit Informationen rund um die Stickerei, es enthält Schnittmusterbögen mit Basicteilen und viele Vorlagen, die man über eine Schablone auf den Stoff übertragen kann. Es werden verschiedene Näh-, Applikations- und Schabloniertechniken vorgestellt.

Die enthaltenen Schnitte sind eher schlicht, aber das ist völlig OK so. Die Sachen leben vom aufwändigen Textildesign.
Ich habe für dieses Etuikleid einen Schnitt meiner maßschneidernden Freundin Angelika genommen, mich hat interessiert wie das mit den Kimonoärmel-Einsätzen an mir funktioniert. Und ich habe das Kleid ganz nach Natalie Chenins Philosophie mit der Hand zusammengenäht.

Die Nähte wirken in dem schlichten Kleid lebendig und plastisch- aber erst auf den zweiten Blick.
Die ersten Stunden habe ich mich gefühlt wie in meinen Nähanfängen, als ich Barbiekleider zusammengeheftet habe.
Aber als das Kleid Form angenommen hat, das war ein unbeschreibliches Gefühl. Nicht schnell an der Overlock zusammentackern, sondern langsam- Stich für Stich.
Slow sewing.
Andere stricken Socken, ich habe von Hand genäht, das macht irgendwie keinen großen Unterschied, oder?
Beides lässt sich gemütlich auf dem Sofa erledigen. Nur bekommt man bei der Handnäherei ohne passenden Fingerhut im Handumdrehen Hornhaut am Mittelfinger.
(Da muss ich mal auf den Nadel-und-Faden nächstes Jahr verschiedene Fingerhüte anprobieren)
An den Ärmeln habe ich dann noch am Donnerstagabend ein paar Applikationen aufgenäht, zu mehr hat die Zeit leider nicht gereicht. Aber zum Ausprobieren ist das OK so, denn wirklich schön sind diese Muster nur, wenn sie vorher schabloniert wurden. Dann hebt sich das einfach besser vom Untergrund ab.
Wenn das nach ein paar Wäschen noch passabel ausschaut, dann will ich diese offenen Applikationen für den Sommer großflächig probieren.
(Als Kleid mit kurzen Armen ist das auch schneller genäht- da kann ich dann mustermäßig in die Vollen gehen.)

Die Nähte sind übrigens elastisch, das hätte ich nie gedacht.
Mit stabilem Jeansgarn genäht halten sie auch bombenfest.

Stoff: Viscoseromanit aus dem Stoffekontor (Superqualität! )
Das Armband hat meine Tochter nach diesem Prinzip aus einem Lederrest geflochten.
Schnitt des Kleides: privat

Hier finden sich noch andere Buchprojekte, meldet euch bitte per Mail oder in den Kommentaren, wenn ich euch verlinken darf.
  • Lu hat ein Top von Hand genäht und die schönen Einfassstiche von Natalie Chanin ausprobiert
  • Lucy interpretiert Glasuntersetzer ganz modern in neutralem Filz und Knallfarben
  • Suschna näht aus Jeans und Reststoffen eine Schürze einen Cacheur. Sehr zeitgemäß und cool.
  • Bei der Nadelei gibt es auch offenkantige Applikationen- ganz grafisch in rot-schwarz.
  • Karen lieselt einen Ball und appliziert flauschige Elemente auf ein Shirt mit zu kurzen Armen.
  • Bei Siebenschön entsteht aus Fäden uns Soluvlies eine wunderschön filigrane Schale
  • Mirella zeigt die Anfänge eines Kissens mit Tuckingeffekten nach Claire Sheffer
  • Frifris recycelt eine eigentümliche Patchworkdecke und fängt auch ein Kissen an.
  • Birgit legt Falten und erhält so eine grafisch-plastische Oberfläche.

(Liste wird im bei Bedarf noch ergänzt.)

Gastgeberin am 29. Dezember ist frifris

Mittwoch, 20. November 2013

MMM: Ein Ballonrock mit Bergen

Pooh- der Rock war eine schwere Geburt.
Ich war völlig auf die Ballonform eingeschossen, dabei waren die stofflichen Voraussetzungen denkbar schlecht.

Zum einen war der Satin viel zu dünn und hatte keinen Stand.
Das habe ich in den Griff bekommen, indem ich die Rockteile komplett mit Seidenorganza gedoppelt habe, das gibt Stand von innen heraus und lässt den Ballon unten rund fallen.
Auf dem Foto sieht man den Unterschied ganz deutlich:
Das Rückteil auf der linken Seite ist bereits gedoppelt und hat Volumen, das Teil rechts ist noch nicht stabilisiert.

Der Saum fällt mit der Unterstützung von innen schön rund- ohne den Organza würde das platt herunterhängen.
(Ja, klar, auch ein klassischer Rock wäre schön geworden, aber ich war wie gesagt völlig verbohrt.)
Zum anderen hatte ich einfach zu wenig Material für die notwendige Saumweite von mindestens 160 cm. Ich habe hin und hergeschoben und schließlich wurde gnadenlos gestückelt:

Da muss ich nicht viel erklären, oder?
Murks, und zwar ziemlich :)
Um die Keile besser einzubinden habe ich die Nahtstelle mit einem gefaltet aufgenähten Band akzentuiert. Das gibt farblich und haptisch eine schöne Verbindung zu den Bergen am Saum.
Schaut doch aus wie immer so geplant, oder? (Trotzdem: Murks.)
 Vorn hat der Rock wieder Taschen, da habe ich die letzten verfügbaren Zentimeter als Bordüre aufgenäht.
Taschen in Röcken sind großartig. Auch wenn es nicht sehr damenhaft ausschaut, wenn man seine Hände drin vergräbt. Egal.
Heute Nacht hatten wir den ersten Schnee- die Fotos sind mit Hilfe der Lieblingsnachbarin schon am Montag bei herrlichem Wetter entstanden, trotzdem zeige ich euch das hier zum MMM.
Denn Dank eurem Rat zum MMM vor 6 Wochen sitzen die Berge jetzt an der Stelle, wo sie wirklich hinpassen. Gut, 2 cm weiter oben wären besser gewesen, aber das ist halt die Toleranz bei Ballonröcken.....

Stoff: Aus dem Fabrikverkauf bei Otten in Vorarlberg
Schnitt: nach diesem Prototyp war klar, dass die Passform OK ist

Dienstag, 19. November 2013

Das Gartenjahr 2013. Und ein Rock, der für den Schrank viel zu schade ist.


2013 war das schlechteste Gartenjahr, seit ich zurückdenken kann.
Wir hatten ewig Schnee, dann ein kaltes Frühjahr, im Juli den großen Hagel und überhaupt- ich bin froh, das alles endlich abschließen zu können.
Zu allem Überfluss habe ich mir schon im Frühling mit einer Gurke die Spinnmilben ins Gewächshaus eingeschleppt, die weiße Fliege hat es sich drin gemütlich gemacht und die geschwächten Tomaten hatten dann früh die Samtfleckenkrankheit. Ätzend.


Zur Desinfektion des Gewächshauses habe ich nun das erste mal Schwefelplättchen abgebrannt. Das hatte fast die Aura eines heidnischen Rituals. Klar lässt sich das irgendwie chemisch erklären, aber der Gestank war wie frisch aus der Unterwelt. Echt jetzt- das war ziemlich gruselig.
Aber hoffentlich wirksam.


Zuvor wurde noch der letzte Blumenkohl aus dem Gewächshaus geholt, der tapfere Kerl hat die Schädlingsinvasion erstaunlich gut weggesteckt.
Und im Freiland habe ich Mangold geerntet.
(Hat jemand schon mal Mangoldwurzeln gegessen? Sind die tatsächlich lecker?)

Bei der Gartenarbeit trage ich übrigens wie fast immer einen Rock oder ein Kleid. Und ich ziehe auch edle Teile aus Woll-Seidengemisch ganz rücksichtslos im Alltag an. Ich nähe keine Sachen mehr für besondere Gelegenheiten, nach der festlichen Premiere zur Konfirmation der Tochter im Frühjahr wird nun auch dieser Rock im Alltag getragen. Denn zum im-Schrank-hängen ist er definitiv zu schön.

Guckt mal: Diese Bordüre ist ganz großes Kino.
Das ist alles freihand mit der Nähmaschine aufgesteppt. Mit Pailletten, Chiffonbesatz und frei geführten Stickereien. Wahnsinn, oder?


Stoff: Stoffekontor
Schnitt: Ottobre 5-07 mit den üblichen Änderungen
Die Schwefelstäbchen habe ich im Gartencenter gekauft, sie sind eigentlich zum Desinfizieren von Fässsern vorgesehen.

Sonntag, 17. November 2013

Planungen für ein Weihnachtskleid.


Als ich in der Schnittvorschau diesen Kleiderschnitt aus der aktuellen Burda gefunden habe war klar: Das möchte ich probieren. Wasserfallkragen, die seitlichen Einsätze und die angeschopte Falte- eine tolle Kombination.
Materialbedarf und Lageplan haben mich allerdings ernüchtert.
Fast 3 Meter Stoff?
So viel??

Eigentlich eignet sich mein Viscosekrepp aus den 60ern super für solche weichfallenden Sachen. Zudem hat er auch zwei verschiedenfarbige Seiten, das würde sich gut kombinieren lassen. Am Vorderteil würde ich eher das Rot verarbeiten, die Seitenteile dann mit der dunkleren Seite- das soll ja angeblich ein paar Kilos wegmogeln......
Aber ich habe nur einen 2 Meter-Coupon. Da muss ich ziemlich schummeln.

Der Stoffcoupon hat ein ausgesprochen nettes Detail: Der Hersteller hat mit einer Niete den Stoff quasi signiert: Z + S Qualitätsstoffe.
Leider habe ich zu der Firma keine Informationen mehr im Netz gefunden.


Als Alternative hätte ich noch einen kuscheligen Wolljersey aus dem Stoffekontor da, das wäre die etwas alltagstauglichere Alternative. Den seht ihr auf dem obersten Bild, er fällt weich und wäre sicher viel gemütlicher zu tragen.

Ich möchte bei diesem Wasserfallkragen einen Besatz nach Claire Shaeffer in das Kleid konstruieren. Bei meiner bisherigen Wasserfallausschnitten kippt die Schulter beim Tragen leicht nach hinten ab. Und ich bin zipple am Ausschnitt herum.
Mal gucken, ob der "Cowl Stay" den Ausscnitt von innen besser stabilisiert.


Und so soll das Ganze mal aussehen- in Rot.
Zu Weihnachten.

Katharina sammelt im MMM-Blog weitere Weihnachtskleider, da habe ich bei der ersten Durchsicht noch andere Modelle aus dem Heft gefunden.
Die Dezemberburda lohnt sich für mich diesmal wirklich!

Montag, 11. November 2013

Ankündigung der Stoffspielereien vom November ( Meine liebsten Nähbücher )


Im November darf ich das Motto der Stoffspielereien vorgeben.
Da mir kein wirklich originelles Thema eingefallen ist werde ich das sehr offen halten. Nehmt euch einfach mal eins eurer Nähbücher und macht was draus.
Also nicht nur blättern und staunen, sondern machen.

Hier im Haus gibt es gar nicht so viele bunte Handarbeitsbücher- ich war schon immer eher der Zeitschriftentyp. Die horte ich ein Weilchen und schneide dann vor dem letzten Gang zur Altpapiertonne Schnipselchen von interessanten Dingen aus. Die werden tatsächlich seit über 25 Jahren in Kladden geklebt und kommentiert. Das ist ein schöner Reigen meiner Vorlieben- im Wandel der Zeit.
Eine Art analoges Pinterest.

Bücher sind für mich eher Nachschlagewerke.
Deshalb sind meine TOP 5 Basisbücher.

  • Die Basis ist die Burda-Nähschule.
    Da wird anschaulich erklärt, wie z.B. eine Pattentasche oder Paspelknopflöcher genäht werden. Aber auch spezielle Schnittanpassungen werden angerissen- mit ein paar Bildern erfährt man, wie figur- und haltungsbedingte Korrekturen gemacht werden können.
    (Ganz gut zum Einstieg in die Näherei ist übrigens auch Frau Nahtzugabes Nähbuch, Anfängerinnen macht das Buch erfahrungsgemäß weniger Angst wie die dicke Tante Burda- und es sind trotzdem die wichtigsten Dinge gut erklärt.)
  • Die "Sewing Secrets" von Claire Shaeffer.
    Das ist das Buch für ambitionierte Näherinnen.
    Da erfährt man dann, wie man Burdas Pattentasche zusätzlich mit einem Schrägband mit Briefecken versieht. Das ist was für richtige Streber. Wer Lust hat, Dinge wirklich sorgfältig zu verarbeiten, der kommt an Frau Shaeffer nicht vorbei. 
  • "The Practical Guide to Patchwork" von Elizabeth Hartmann.
    Sie erklärt die Basics der modernen Quilterei und macht mit vielen Beispielen Lust auf´s Nachnähen.
  • "The Art of Manipulating Fabric" von Colette Wolff.
    Ein sehr schulisches Werk mit schwarz/weißen Fotos und vielen Zeichnungen. Nicht sehr schön anzusehen, aber das Buch ist pickepackevoll mit Anregungen. Es ist mein absolutes Lieblingsbuch der letzten Jahre. Komplett unterbewertet. Und eine echte Wundertüte.
  • Amy Butlers "In Stitches".
    Stellvertretend für all die bunten Bücher in denen man nur blättert: Seht ihr das Pomponkissen auf dem Titel ? Oder das mit den Rüschen? Das wollte ich schon immer mal nachnähen.....
Die Bücher gibt es im Buchhandel---> support your local bookstore.


Ich bekomme morgen das neue Alabama-Chanin-Buch und werde mir bis zum Zeigetag der Stoffspielereien 
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am 24.November 
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ein Projekt daraus aussuchen. Wenn ich die Marathon-Zahnarztsitzung morgen früh überlebe.......
Also: Wenn ihr schon immer mal was aus einem eurer Bücher ausprobieren wolltet- macht mit!
Wir von der Stammbesetzung (Suschna, Karen, Lucy und Frifris) würden uns freuen!


Samstag, 2. November 2013

Grete: Einen Geldbeutel aus Leder nähen



Katharina hat es treffend beschrieben- ihre Stoffgeldbeutel schauen nach je zwei Jahren Benutzung außen mitgenommen aus. Sie hat deshalb für ihre wunderschöne Version der Grete ein Wachstuch genommen.

Wachstuch oder Leder wird garantiert nicht schäbig.
Ich hatte meine Geldbörse aus Wachstuch (laminated cotton) bis zur Ausmusterung jahrelang in Gebrauch und sie sieht immer noch aus wie fast neu.
Und Leder wird eh mit der Zeit immer schöner.

Wachstuch oder Leder lässt sich auch relativ problemlos nähen, wenn man ein paar Sachen beachtet:
  • nehmt beim Absteppen von der rechten Seite einen Teflonfuß oder schaltet den Obertransport zu. Wenn ihr keinen habt, dann klebt ein Stück mattes Tesa (Scotch) an die Unterseite eures Füßchens. Das gleitet dann auch etwas besser.
    Von der linken Seite aus macht es keinen Unterschied, ob ihr auf Wachstuch näht oder auf Stoff.
  • Erhöht die Stichlänge auf 4. Dann wird das Material nicht zu stark perforiert.
  • Stecknadeln gehen nicht durch Leder. Nehmt zum Fixieren an den Kanten Binderclips. Auch Wachstuch lässt sich mit den Klemmen gut fixieren, ohne dass es Löcher gibt.
  • Die hochwertigen Wachstücher lassen sich gut bügeln (probiert das aber auf einem Rest) und auch waschen.
  • Leder bitte nicht bebügeln, das bringt von Haus aus genug Stabilität mit. Es gibt spezielle Ledereinlagen, aber die sind im Handel schwer zu bekommen.

Für diesen kleinen Geldbeutel habe ich Leder in der Stärke 1,1 mm genommen, das hat sich prima verarbeiten lassen.

Witere Tipps zur Lederverarbeitung findet ihr hier.