Und weil das hier ein etwas längerer Beitrag wird
kommen hier die Experimente meiner Mitstreiterinnen zuerst
(bitte mailt mir einen Link oder kommentiert kurz wenn ich euch verlinken soll):
- Ines hat eine Tunika mit einer gepatchten Jeanspasse und dekorativen Manschetten versehen
- Christa verwebt schmale Denimstreifen
- Ute arbeitet mit den Embellisher und patcht die Denimstücke in Kurven.
- Suschna bearbeitet malerische Miniaturen
- Annelies bestickt kleine Stoffstücke mit Kettstich
- Karen hat schon länger ein Etui mit Chenilletechnik genäht.
- Lucy upcycelt einen Rock mit Boro-Stickerei
- Ute als Jeansspezialistin hat ganz viele Techniken neu probiert und alte Einträge verlinkt- klickt euch mal durch!
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Jeans sind ja eigentlich überhaupt nicht meine Sache.Ich habe in den 80ern meine Jeansphase (gern in Kombination mit Parka und Adidas Allround) abgeschlossen und erst im letzten Jahr wieder ein paar superelastisch-bequeme Stretchjeans gekauft.
Jeans fand ich schrecklich banal, bei Elternabenden habe ich mir jahrelang einen Spaß draus gemacht die Jeansquote zu ermitteln- sie lag meist bei über 90%.
Da entwickeln Designer Jahr für Jahr Kollektionen und was kommt auf der Straße an? Jeans.
Gerne irgendwo im nahen oder fernen Osten aufwändig-giftig auf alt getrimmt und bearbeitet.
Nein, das war nicht mein Ding.
Dabei ist Denim als Material echt spannend.
Ihr kennt das sicher: Beim klassischen Denim ist die Kette meist indigogefärbt, sie ist außen blau und hat einen weißeren Kern in der Mitte des Fadens. Die Farbe wäscht sich bei Reibung relativ leicht aus, das gibt den geschätzten Used-Look.
Der Schuss ist ungefärbt, guckt mal:
Diese Unterschiedlichkeit wollte ich gern bei meinen Experimenten in den Mittelpunkt stellen.
Ich habe auf meinen Untergrund (ein stretchig-dünner Jeans) verschiedene Denimstoffe ohne Elastan aufgenäht und wie bei der Chenilletechnik in Streifen geschnitten. Dabei sollten je nach Schneiderichtung nach dem Waschen entweder die Kett oder die Schussfäden den Fransensaum bilden.
Soweit die Theorie- da kam dabei heraus:
Praktisch hat mir das nicht mehr so gut gefallen- sobald man genau in Kett- oder Schussrichtung schneidet lösen sich hässliche lange Fäden. Man muss also tendenziell im schrägen Fadenlauf bleiben.
Für den Brustbereich und am Ausschnitt habe ich also die Chenilleschichten als Ganzes im schrägen Fadenlauf ausgeschnitten und mit 1 cm Abstand aufgesteppt. Mit dem Chenilleschneider habe ich dann zwischen den Schichten eingeschnitten ohne die Trägerschicht zu verletzen.
Auf dem Bild ist im Brustbereich schon geschnitten, im Halsbereich ist der Stoff noch komplett:
Der Wechsel der verschiedenen Fäden kommt nach dem Waschen und Trocknen gerade im Halsbereich ganz gut heraus, im Vergleich zu dem anders applizierten rückwärtigen Ausschnitt ist das viel lebendiger ohne dass es die hässlichen langen Ziehfäden gibt.
Für die lange Strecke im Rockteil und an hinteren Hals habe ich nämlich schmale Streifen im schrägen Fadenlauf geschnitten. Dazu habe ich mit temporärem Sprühkleber einen stabilen unbehandelten Denim auf einen weichen vorgewaschenen Jeans geklebt. Mit zwei fixierten Lagen tut man sich beim späteren Aufsteppen leichter.
Das Aufsteppen geht dann ganz schnell, man muss bloß an der sorgfältig ausgerichtenen ersten Linie anlegen. Ich habe zum Aufsteppen ein helles 30er Jeansgarn genommen, das lässt sich mit der Topstitchnadel gut verarbeiten.
Ich habe ein schlichtes Etuikleid genäht. Die Hals- und Armabschlüsse sind nur mit der Overlock versäubert und unter einem Chenillstreifen versteckt. Der Brustbereich ist mir jetzt fast etwas zu breit, ich mag aber den zum Rücken hin tiefer gesetzten Bogen sehr gern.
Durch den Elastananteil ist das Kleid bequem, ich werde bei Gelegenheit auch noch ein zweites nähen, dann möchte ich gern die Kreiselemente dieser Nähprobe verwenden:
Stoff: Jeanscoupons vom Stoffmarkt
Schnitt: Etuikleid auf Basis eines alten Burdaschnittes aus dem Jahr 2003. Ich habe vorab ein Probekleid genäht und auf die Schnittführung angepasst.
Am 25.6. geht es bei Lucy (Nahtzugabe) weiter, das Thema
ist Schwarz und Weiß
Im Juli und August ist Sommerpause
Im September sammelt Siebensachen zum Thema "Von der Natur inspiriert"
Im Oktober geht es bei Ute mit "Fäden auf Farbe" weiter.
*Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für
textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas
Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene
Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links
mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks
Erfahrungsaustausch.
Ein echtes Designerstück! Durch die unterschiedliche Färbung kommt der Chenilleeffekt richtig gut raus. Ein hübsches Teil, um die Jeans-Quote zu erhöhen.
AntwortenLöschenIch gestehe, ich ziehe meine gekauften Jeans gerne an, sind halt bequem und praktisch. Aber ein leichtes Jeans-Trauma aus den 80ern habe ich auch: stone-washed von Kopf bis Fuss, argh! Daher werde ich mir nie eine Jeansjacke anziehen. :-)
LG Christa
Stonewashed. Oh ja.
LöschenMit Hosensaum in die Tennissocken gesteckt.
(Zumindest bei uns in der oberfränkischen Provinz.)
Das traumatisiert :)
Ich habe mich gerade letztens geärgert, als ich für die Tochter eine Jeans abgeschnitten habe, der von ihr gewünschte Franseneffekt aber auch nach dem Waschen nicht eingetreten ist, sondern nur lange, weiße Fäden rausstanden. Diese nachträglich zu kürzen sieht einfach nicht gleich wuschelig aus wie wenn das ordentlich gemacht ist. Danke für Deine Spielerei! Zuerst im schrägen Fadenlauf zuschneiden und dann erst aufnähen finde ich sehr clever, und der Effekt insgesamt am Kleid gefällt mir sehr gut! (Bei mir gab's diesmal leider bis zum Schluss keine Inspiration und daher auch keinen Beitrag.) Dir noch einen wunderbar sonnigen Sonntag! lg, Gabi
AntwortenLöschenDu kannst ja die Kante abschneiden und einen schrägen Jeansstreifen drübernähen. Das ist ganz dezent bauschig und ein toller Abschluss. (Und ratzfatz gemacht.)
LöschenJa, das ist eine gute Idee! Zusätzlich soll ich die Jeans bleichen, meint die Tochter... Das wäre auch ein Ansatz für die Stoffspielereien gewesen, fällt mir gerade ein: Jeans selbst stonewashen oder so (und dabei die Waschmaschine ruinieren). Ach ja, ein anderes Mal. lg, Gabi
LöschenEin tolles Kleid, und ich bin mal wieder begeistert von deinen Experimenten. Sieht cool aus mit den Effekten. Ich passe auch erneut aus Zeitgründen, und Juni sieht leider nicht besser aus... Aber dann sehen wir uns ja, und dann schwappt deine Inspiration eh über :-)
AntwortenLöschenLG und genieße weiterhin den Sonnensonntag mit deinem Kleid!
Susanne
Sowas wär auch ein Kleid für dich, Susie!
LöschenMach doch mal!
Immer wieder spannend, deine Spielereien. Ich neige dazu, das Anpassen / Ausprobieren mancher Dinge zu vermeiden, weil die Stoffe so teuer sind. Ich sollte mir auch günstige Stoffe besorgen, um Probeteile zu nähen. Eigentlich probiere ich nämlich gern Neues (bisher im Rahmen einer Anleitung) aus...
AntwortenLöschenAusprobieren ist immer gut, man lernt so viel dabei! Und der Weg ist ja manchmal auch das Ziel. Ich arbeite auch total gern mit Stoffen die eigentlich nicht so wichtig sind, wenn es nix wird nehme ich halt den Prozess als Ergebnis. :)
LöschenWas für ein tolles Kleid. Ein echtes Designerstück. Toll!! ! Die Chenilletechnik setzt die richtigen Effekte. Super geplant und umgesetzt. Es steht dir sehr gut. LG UTE
AntwortenLöschenUnd das trägt sich herrlich unkompliziert!
LöschenDu bist ja auch eine Chenilleexpertin, probier das doch mal bei Kleidung. Da gibt es so tolle Möglichkeiten!
Was für ein aufwändiges und sehr besonderes Werk, dein Stoffspielerei-Kleid. Und du hast uns deine Arbeitsweise so ausführlich erklärt, danke. Bei Fragen zu Chenille darf man sich in Zukunft an dich als Expertin wenden.
AntwortenLöschenIch habe heute leider keinen Beitrag zu den Stoffspielereien, demnächst dann wieder, hoffe ich. Im Sptember bin ich Gastgeberin mit dem Thema " Von der Natur inspiriert". Bitte erwähne es in deiner Vorankündigung, dann ist viel Zeit, sich den Sommer über inspirieren zu lassen.
LG
Siebensachen
Gerne, im Sommer kommt ja soviel Inspiration von draußen! Danke für das schöne Thema!
LöschenWiw, toll geworden, dein Kleid. Dies ist ja eine wirkliche Stoffspielerei! Steht dir wunderbar! Nun bin ich gespannt auf das nächste Kleid mit dem Kreis....
AntwortenLöschenVielen Dank dir für die guten Erklärungen.
LG Christine
Das Kreiskleid nähe ich noch innerhalb der nächsten Tage, solange die Idee noch frisch ist :)
LöschenJa, Allround-Turnschuhe... Ich habe die damals nicht bekommen und fing dann damals an, mir meine Sachen selbst zu nähen.
AntwortenLöschenDeine Chenillebordüren (?) finde ich toll und die Platzierung auf dem Kleid ist sehr gelungen. Und ein Kleid aus Elasthan trägt sich sicher auch angenehm. Der harte original Jeans ist mir immer ein bißchchen zu störrisch. Auf was werden Deine übriggeblieben Proben draufkommen? Grad der Kreid gefällt mir sehr. Hast Du da einen diagonal geschnittenen Streifen einfach kreisförmig aufgenäht?
(Ich habe ja noch Reste - könnte es ja auch ausprobieren...)
LG Ines
Die Proben selbst kommen in die Restekiste, aber die Kreisidee werde ich weiterverfolgen. Vielleicht auf einem lässigeren Kleid mit Spaghettiträgern, die runden Elemente dann locker am Saum entlang positioniert.
LöschenUnd ja, bei den Kreisen habe ich einfach mit den doppelten diagonalen Streifen von außen nach innen genäht. Dauert zwei Minuten oder so......
Liebe Griselda,
AntwortenLöschenDein Beitrag ist wieder mal super recherchiert und sehr fundiert geschrieben. TOLL!! Ich kriege sofort Lust auch was aus Jeansresten zu fabrizieren. Danke dafür.
Viele Grüße!
Ja, mach mal! Und ich wünsch dir eine volle Jeanskiste, das ist so inspirierend!
LöschenDas Kleid sitzt perfekt, das Blau sieht auch toll mit deiner Haarfarbe aus - und die Chenillestreifen sind der passende Schmuck. Ich mag besonders den ungewöhnlichen Bogen unten. Danke auch, dass du die technischen Details erklärt hast. Eigentlich wollte ich auch noch buschige Effekte, also versuche ich es nun mit schrägem Schneiden.
AntwortenLöschenDer Bogen war eine schwere Geburt- ich habe immer mal wieder probiert und Stoffstreifen an der Büste aufgesteckt, aber so fand ich das am schönsten.
LöschenAber du hast Recht: Naheliegend ist das Design eigentlich nicht......
Gut gelöst mit der Bogenchenille, denn die Richtungen sind nicht ohne. Hatte das in Jeans ja auch schon getestet.Ich finde toll, dass du die Jeanschenille für Bekleidung benutzt hast, denn man sieht eigentlich vorrangig Taschen etc.
AntwortenLöschenZu einem separaten Beitrag bin ich nicht gekommen,leider, dabei ist das Thema so schön. Ich kann nur den alten Post vom Laptop mit Jeanschenille bieten.
viele Grüße Karen
http://feuerwerkbykaze.blogspot.de/2015/09/chenille-im-quadrat.html
Du lieber Himmel, an so etwas hätte ich mich nicht getraut! Das Kleid sieht wirklich sehr gut aus, besonders der Bogen!
AntwortenLöschenMein Projekt ist nicht fertig geworden. Die Anfänge siehst Du auf http://galerie-der-handarbeiten.de/2017/05/stoffspielerei-im-mai - hoffentlich stimmt das.
Liebe Grüße
Annelies
Spannend, das hat was von Rüstung mit diesen rasanten Chenille-Bögen. Und eine gute Idee, die Chenille nicht aus einem Stück zu schneiden, sondern Schrägstreifen aufzunähen - so logisch eigentlich, wenn man darüber nachdenkt. Ich habe meinen Beitrag jetzt auch fertig - trotz Jeansmangel ist mir doch noch etwas eingefallen. Hier werden aufgrund des 80er-Jahre-Jeanstraumas nämlich auch nur wenig Jeans getragen. Dabei ist Denim eigentlich ein so schönes Material, wenn man es nicht gerade zur Karotte vernäht.
AntwortenLöschenMir geht es ähnlich: ich bin auch nicht so der große Jeansfan, habe eine, die dummerweise einfach zu allem passt, aber trage lieber andere Hosen. In der Hochschule habe ich auch gerne die Jeansquoten gezählt :D Das war echt langweilig die Outfits meiner Kommilitonen. Aber dein Jeanskleid gefällt mir gut! Toller Effekt! Habe mir auch erst ein Jeanskleid überlegt, aber dann kams anders...kann auch leider noch keine fertigen Endprodukte zeigen, aber mein aktueller Stand befriedigt mich trotzdem schon - irgendwie bin ich für Stoffspielerei immer ziemlich knapp dran...so gibt es bald ganz viele Nachspiele...
AntwortenLöschenDanke fürs Sammeln und fürs Zeigen von deinem tollen Kleid,
liebe Grüße,
Maria
Achja, mein Link: http://marys.kitchen/stoffspielerei-denim-verschiedene-techniken/
Dein Kleid finde ich toll. Raffiniert, wie Du die Kurve gekriegt hast mit Aufnähen von Einzelbahnen. Wenn man weiß wie es funktioniert, dann findet man einen Weg.
AntwortenLöschenDie Staffelung der Bahnen auf der Fläche des Kleides sind sehr gelungen.
Denim ist eine gute Materialbasis für verschiedenste Versionen von Stoffmanipulation, danke für das vielfältige Thema.
LG Ute
Ich bin einfach nur begeistert, wie man mit Stoff so toll spielen und kreieren kann. Ich bin erstmal froh, wenn ich normales Kleidchen mit ein wenig Spielerei hin bekomme, aber lasse mich doch gern inspirieren.
AntwortenLöschenLiebe begeisterte Inselgrüße
Kerstin
Als bekennender Fan der klassischen Denimverwendung bin ich überrascht über die Möglichkeiten abseits der üblichen Wege - Chenille ist mir bislang nur bei Quilts über den Weg gelaufen. Wunderschöne Effekte! Zumal ich grade mit einer Jeansjacke a la Isabell Marant (RTW Spring 2014) liebäugele...
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Sandra
Auch wenn es viele schon gesagt haben, aber das Kleid ist einfach nur toll. Ich finde den Bereich um die Brust auch nicht zu breit. Ein absoluter Hingucker, der Dir unheimlich gut steht.
AntwortenLöschenLG Mareike
Die Technik sieht sehr interessant aus! Danke für die gute Beschreibung. :)
AntwortenLöschenDas sieht ganz toll aus und ist so verständlich beschrieben, dass ich mir direkt einen Chenilleschneider (wovon ich vorher noch nie gehört habe) bestellt habe:-) Liebe Grüße, Dagmar
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