Sonntag, 27. Januar 2013

Stoffspielereien: Stoff mit dem Feuerzeug versäubern


Eigentlich hatte ich ja aus dem Fischbacher-Stoff etwas ganz anderes geplant - aber das Schöne an den Stoffspielereien ist ja, dass man sich auch mal treiben lassen kann.

Bei der Feuerprobe zur Feststellung zur Materialzusammensetzung ist ein Funke des Streichholzes mitten im Stoff gelandet und hat ein kleines Loch hineingebrannt. Im ersten Augenblick habe ich mich richtig geärgert, aber als ich den Schaden genauer begutachtet habe war da kreatives Potential......
Das Polyester schmilzt in dem etwas stabileren Material sehr sauber und bildet einen krustig-braunen Rand. Genau passend zu der etwas morbiden Farbigkeit des Stoffes.


Aber wie setzt man Löcher in einem Polyesterstoff in Szene?
Mir ist nichts besseres eingefallen als ein Windlicht, die Kerze sollte dann die ausgeschnittenen und angeschmolzenen Löcher von innen betonen. Die abgenähten Falten betonen im Gegenlicht die Vertikale und bringen noch einmal etwas Struktur in die ansonsten schwebenden Löcher.
Zudem halten sie die Hülle am Glaszylinder ohne dass der Stoff zu straff  sitzen muss.

Schlussends werde ich da wohl nie eine Kerze reinstellen, das Ding macht sich nämlich ausgesprochen gut im Badfenster. Und dient schon als Behälter für die Wattepads.


Die ausgeschnittenen Kreise haben mich dann noch zu passend schwebenden Kugeln angeregt, sie greifen Material und Form nochmal auf. Dafür haben meine Reste gerade noch gereicht.

Bei den Schmelzexperimenten war ich nämlich etwas stoffknausrig , sonst hätte ich gern einen Zwilling für mein Vasenkondom gehabt. Als Ensemble schaut sowas in der Regel besser aus.

Für das "große "Projekt brauche ich demnächst die restlichen 60 cm Kettdruck. Dafür muss ich aber leider unerwartet lange auf eine Zutat warten.....

  • Suschna hat einen Lampenschirm genäht- auch hier zeigt sich ein tolles Spiel mit Strukturen, Licht und Schatten.
  • Mirella hat ihr erstes Kissen mit einer ganz puristischen Raffung versehen
  • Frifis näht flache kontrastfarbige Biesen in einen Sternenstoff- das wird eine kleine Tasche
  • Lucy erklärt mit der ihr eigenen Grundlichkeit die historischen Hintergründe des Smokens und hat das gleich mit einem anspruchsvollem Material umgesetzt. Danke!! Das ist richtig informativ.
  • Monika näht klitzekleine Kreise aneinander und wird diese Raupe dann applizieren.
  • Bei Siebensachen gibt es ganz viel zu entdecken: Eine fein strukturierte Tasche, dynamisch ineinander verwobene Stoffstreifen (das hat wahnsinnig viel Potential!!) und ein verfilztes Stück Stoff aus Seidenchiffon und Etamin.
  • Kathrin hat einen Pompadur genäht, auch hier sind Falten abgesteppt und dekorativ umgelegt.
  • Marion näht Kissen aus geschrumpften Pullis- in traumhaften Farben!
  • Christoph faltet (und klebt!) unterschiedliche Kansashis und erzählt auch etwas über die traditionellen Hintergründe
  • Karen versieht kleine Kissen mit Durchblick und hat die Idee, das zu einem kuscheligen Collier zu verarbeiten.

Freitag, 18. Januar 2013

Stoffgeschichten: Kettdruck


In meinem Regal gibt es Stoffe, die ich nur schwer anschneiden kann. Für das Jahr 2013 habe ich mir vorgenommen euch einige davon zu zeigen und dann endlich zu verarbeiten. 

Als erstes stelle ich euch einen Kettdruck vor, eine echte Rarität. 
Den Stoff habe ich vor knapp 5 Jahren in einem gehobenen Raumausstattungsgeschäft gefunden. Ich war mit einer ebenfalls textilen Freundin dort, wir haben das Meterstück aus einer Kiste mit exclusiven Stoffabschnitten gefischt.

Ein eleganter Kettdruck aus europäischer Herstellung, das hatten wir bisher noch nicht in den Händen gehalten. Die Verkäuferin hat uns dann aufgeklärt, dass der Coupon von Fischbacher kommt, einem der innovativsten Stoffhersteller in der Schweiz. Das erklärte den Preis: 50 Euro sollte das Stück noch kosten. 
Wir waren beide begeistert von der technischen Umsetzung. Entwürfe dieser Art werden von den Webmeistern gern als haben.wir.noch.nie.gemacht abgetan und von Verkaufschefs als zu teuer abgeschmettert. Fast 200 Euro/m für einen Vorhangstoff aus Polyester? Fischbacher macht das einfach. 

Wir haben begeistert fachgesimpelt, das Stück dann aber mit einem bedauernden Achselzucken zurückgelegt.
Als ich dann später an der Kasse stand hat die Verkäuferin den Kettdruck auf die Theke gelegt und mir den Stoff für einen eher symbolischen Betrag überlassen. 
"Ich weiß, es kommt in gute Hände" meinte sie lächelnd.


Aber was ist ein Kettdruck?
Klickt das Foto oben mal an, da sehr ihr die aquarellhaften Farbverläufe. Sie kommen zustande, da die Kette vor dem Weben bedruckt wird. Beim späteren Einziehen der farbigen Fäden in den Webstuhl ergeben sich dann technisch bedingt kleine Verschiebungen.
Vom Prinzip ist das etwa so:


Im Fall meines Fischbacher-Schatzes wurde das dann mit gelben Fäden abgeschossen, auf dem unteren Foto seht ihr ganz gut, wie sich die Farbe nochmal ändert:


Vielleicht kennen manche die Ikatstoffe aus asiatischer Herstellung, die werden dort auch manchmal mit extra bedruckten Schussfäden gewebt, das ist eine echte Fleißarbeit.
Anna Maria Horner hat in ihrer neuen Kollektion einen Druckstoff, das Design ist auch eine moderne Interpratation dieser Verläufe. Im Gegensatz vielen Kettdruckimitaten hat mein Stoff aber zwei völlig identische Seiten, das ist ja gerade bei einem Vorhangstoff ein echter Pluspunkt.

Am Zeigetag der Stoffspielereien am 27.Januar zeige ich euch dann, was aus der Kostbarkeit geworden ist- wenn es nichts wird, dann hab ich zumindest noch diesen Blogeintrag als Erinnerung :)
Wer ebenfalls mitmachen möchte kann mich gern anmailen oder dann am Sonntag kommentieren, ich verlinke dann eure Beiträge.

Sonntag, 13. Januar 2013

Burda 10-2012: Ein karierter Rock (Bye bye Baby...)

 Noch mehr Burda 10-2012!

Am Modell 121 haben es mir die raffiniert eingearbeiteten Taschen angetan. Und gerade bei dem karierten Stoff sieht man ganz gut, wie das Teil konstruiert ist. Der Bund ist kein separates Teil sondern angeschnitten. Sehr ausgeklügelt!
Und ich habe bei der genauen Befolgung der Arbeitsschritte sogar etwas gelernt: Die oberen Taschenbeutel aus Futterstoff werden 3 mm neben der Nahtlinie gesteppt, so klappt das Teil ganz leicht nach innen und man sieht den Satin nicht an der Eingriffskante blitzen. Manchmal lohnt es sich halt doch genau zu lesen.

Den unteren Taschenbeutel habe ich  im Musterverlauf zugeschnitten, so ergibt das fast eine einheitliche Fläche.
Leider ist der 3-Punkt- Rock in der Anleitung nicht gefüttert, aber es ist kein Problem an dem vorgegebenen Beleg ein Futter anzunähen.
Es ist großartig, wie sich die bequemen Taschen aus der Fläche entwickeln. Der karierte Stoff ist ein als Wollflausch verkleidetes Polyzeugs vom Stoffmarkt, aber ich werde den Schnitt nochmal aus roter gekochter Wolle nähen.

Karos- da hab ich nämlich eigentlich ein Trauma. Bis zu meinem karierten Schottlandkleid habe ich 30 Jahre kein Karo mehr sehen können.
Deshalb:
Ich bekenne: Ich war mal Rollers-Fan.
Und wenn ich an meinen glühenden Neid auf den Woody-Starschnitt im Zimmer meiner Cousine denke, dann wird mir immer noch ganz anders.
Ende der 70er war ich noch so jung, dass das Taschengeld nie für eine Platte gereicht hat. Deshalb bin ich W. aus meiner Selbsthilfegruppe Pubquiz-Raterunde immer noch dankbar für die Schocktherapie in Form einer verblichenen Single.

Bye Bye Baby:
"Die Bay City Rollers waren die erfolgreichste Boygroup der 70er Jahre und Caroline Sullivan war ihr größter Fan. Schlechte Songs und hässliche Schottenklamotten führten dazu, dass erwachsene Menschen sich bis heute nicht als ehemalige Fans outen. Die Autorin bricht dieses Tabu."
Und ich auch.

Und wer das Buch gern haben möchte, ich trenne mich nun davon.
Die erste, die mir eine Mail schreibt und mir ihren damaligen Lieblingsroller nennt bekommt es geschickt.  WEG .
Denn ich bin jetzt drüber weg und kann wieder Karos nähen ohne rot zu werden.

Oooooah- Leslie!!!! 

Mittwoch, 9. Januar 2013

Burda 10-2012: Ein Jerseykleid




Und weiter geht es mit der Burda 10-2012......

Diesmal habe ich den Schnitt eines schräg geschnittenen Tweedkleides ganz respektlos aus Jersey genäht. Und es hat gut funktioniert! 
Das Muster ist sehr dominant, es hat dem Kleid gut getan, dass ich die Ärmel aus einem einfarbigen Jersey nähen musste. Der knappe Meter Retrojersey hat dann auch nicht für den angeschnittenen Beleg am Wasserfallkragen gereicht- der Besatz ist nun aus braunem Stoff angesteppt und blitzt beim Ausschnitt als schöner Kontrast heraus. 


Das Kleid hat an der einen Seite der Taille eine Raffung- das trägt aber nicht auf sondern gibt an dieser Stelle das nötige Volumen.
Obwohl das Kleid echt körpernah geschnitten ist fühle ich mich richtig wohl damit. Jerseykleider sind unschlagbar.
Heike hat sich das Kleid auch aus Strickstoff genäht und mag den Schnitt gern- guckt doch mal rüber wie gut das auch als Tunika ausschaut! :)

Bei der Recherche, ob schon jemand mal das Modell 118 aus Trikot genäht hat bin ich auf der russischen Burdaseite gelandet. Und die hat es in sich.
Zu jedem Schnitt gibt es dort zur technischen Zeichnung seitenweise von Leserinnen genähte Kleidungsstücke. Mit Beschreibung und vielen Kommentaren. Das scheint eine echte Community zu sein, die sich gegenseitig mit tollen Modellen motiviert.
Auf der deutschen Burdaseite gibt diesen direkten Bezug nicht. Zwar können Näherinnen dort auch Fotos hochladen, sie sind aber nicht wie im russischen Nachschlagewerk unter dem Modell verlinkt.
Schade, so vergibt sich Tante Burda eine echte Chance zur Aufwertung ihres Netzauftrittes.

Schnitt: Burda 10-2012, Modell 118 (12 cm kürzer, aus Jersey ohne Reißverschluss, wer das Kleid aus dehnbaren Stoffen näht kann wohl eine Größe kleiner zuschneiden, ich habe seitlich noch abnähen müssen)
Stoff: Hilco-Jersey aus dem Stoffekontor mit passendem Uni-Rest in Braun
Nähzeit: etwas weniger als 3 Stunden
Fazit: Näh ich wieder, auch als Shirt kann ich mir das gut vorstellen!

Beim heutigen MMM werde ich mal drauf achten, wieviel Burda eigentlich noch genäht wird. Vor 20 Jahren gab es ja nur die "Neue Mode", die Brigitte Sonderhefte und die verschiedenen Burda-Zeitschriften.
Das hat sich ganz schön geändert!
Vor allem durch die Netzkultur gibt es jetzt eine große Vielfalt, da sollten sich die Burda-Macher mal überlegen, ob sie gerade mit dem Onlineauftritt die Leute wieder ins Boot holen könnten.

Sonntag, 6. Januar 2013

Burda 10-2012: Ein Shirt mit Wickeleffekt



Im ganzen letzten Jahr habe ich mir nur im Oktober die Burda gekauft. Aber das Heft hat es in sich.
Ich habe in einem Rusch die Schnitte von fünf Modellen abgepaust.

Angefangen habe ich mit einem einfach zu nähenden Oberteil mit Wickeleffekt.
Dieser Stoff war eigentlich für ein Shirt für den Ehemann gedacht, ihm sah das aber zu sehr nach Altherrenschlafanzug aus. Und da hat er wohl auch recht, der Jersey ist von einem meiner Lieblingshändler vom Stoffmarkt, dort finde ich regelmäßig Restposten eines Wäscheherstellers. Die Stoffe haben eine Superqualität, kommen aber meist ziemlich trist daher.

Der rote Rand peppt das graue Karo aber gut auf und betont auch noch einmal den Wickelcharakter.


Das Shirt sitzt super, die Tiefe des Ausschnittes passt. 
Die Schulterbreite auch.
Die zwei kleinen Falten unter den Achseln lassen sich im Wiederholungsfall leicht wegkonstruieren, mich stört das aber nicht ernsthaft.
Schön sind auch die Abnäher am Rücken, sie zeigen gut, dass ich jetzt lieber in den Obstkorb statt in die Keksdose greifen sollte :)


Das Shirt nähe ich auf jeden Fall wieder, das ist ein schönes und mal nicht so langweiliges Basisteil.

Die Burda gibt es übrigens in Büchereien zur Ausleihe, wer das Heft nicht hat wird dort sicher fündig.
Für Ungeduldige gibt es den Schnitt auch als Kaufdownload im Burdaportal.
(Zu Burda, dem Onlineauftritt und den verschiedenen Communities muss ich meine Gedanken erst mal ordnen, da gäbe es ziemlich viel zu schreiben.)