Dienstag, 1. Oktober 2013

Stoff färben mit Pflanzenfarben


Die Stoff-Färberei mit Pflanzenteilen vereinigt meine beiden Leidenschaften perfekt.
Das Textile und die Gärtnerei- wie schön.
Dachte ich.

Einfach so machen funktioniert aber leider nicht, das hat auch Monika bei ihrem Rote Bete-Versuch  gemerkt. Pflanzenfärben ist viel aufwändiger wie die Färberei mit Indigo.
Das Färberpflanzen-Buch von Eberhard Prinz hat mir dann geholfen.

Aber von vorne:
  • Zuallererst muss man den Stoff mit Soda auskochen.
  • Dann wird die Baumwolle vorbehandelt, ich habe mich für die unkompliziertere Kaltbeize entschieden.
  • Während der Stoff mindestens 8 Stunden in der Tonne gebeizt wird, werden die Pflanzenteile über Nacht eingeweicht.

Zuerst habe ich unseren Perückenstrauch kräftig zurückgeschnitten- 1 kg Blätter und kleingeschnittene Zweige wurden 1 Stunde aufgekocht. Der Stoff wurde eine Stunde bei 90 Grad gefärbt.
Es kam ein grünes gelb heraus. Die Farbe war zwar wegen der im Sud verbliebenen Blätter etwas scheckig, aber ich war glücklich über den ersten Versuch.
Dann ging es dem verflixten Schachtelhalm an den grünen Kragen- das Zeug wächst bei mir sogar aus den Terrassenplatten heraus. 3 Stunden köcheln, dann eine Stunde ohne die Stängel bei 70 Grad färben.
Das gab 200 g blassgelbe Baumwolle.

Efeu- auch so ein grüner Wucherer im Garten. Ein kg Blätter weniger fällt da kaum auf. Das Pflanzenmaterial wurde wieder über Nacht eingelegt, eine Stunde gesiedet und eine Stunde bei Siedetemperatur gefärbt.
So hatte ich 300g morgenurin-farbenen Stoff.
Schon wieder gelb.....
Das war denn der Zeitpunkt, wo ich meinen Indigotopf aus dem Keller geholt habe und einen Teil des Efeustoffes überfärbt habe. Heraus kam ein marmoriertes Etwas, nicht wirklich schön, aber interessant. Und mal nicht gelb.

Weder Brombeeren noch Blaubeeren durfte ich zum Färben nehmen, da war sich die Familie einig. Sowas wird gegessen.
Aber Attich (giftiger Zwergholunder) aus demWald- das war OK.
Auch hier wieder: Über Nacht weichen, eine halbe Stunde sieden, bei 80 Grad eine Stunde färben.
1 kg Beeren färben 200 Gramm Stoff.
Im ersten Zug kommt ein grauviolett heraus, der zweite Zug ist dann etwas blasser.

Und das Fazit? Himmel, ist das mühsam.

Aber als Langzeitprojekt ist eine handgequiltete Decke aus pflanzengefärbten Stoffen kaum zu übertreffen. Um mein Farbspektrum zu erweitern habe ich bei der Staudengärtnerei Gaissmeier noch weitere Pflanzen mitgenommen .
Aber bis die Indigolupine, die Färberkamille oder der Blutwurz erntereif sind, das wird dauern......

Im nächsten Frühjahr sind dann erst mal Frauenmantel, Schöllkraut und Waldmeister dran.
Und im Winter vielleicht Zwiebel und verschiedene Rinden aus dem Wald.
Hier nochmal meine bisherige Ausbeute von links nach rechts:
Efeu, Schachtelhalm, Perückenstrauch, Efeu mit Indigo überfärbt, Indigo, Holunder.

25 Kommentare:

  1. Ich sehe die Decke schon vor mir und finde sie atemberaubend schön...! Ein wunderbares Vorhaben, bei dem ich sehr gerne zuschaue. Herzliche Grüße, Marja

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  2. Schön von deinen Pflanzenfärbereien zu lesen. Das macht mir Mut, Baumwollstoffe demnächst auch zu probieren, obwohl die Saison für frische Pflanzen ja nun zu Ende geht. Klar, man kann auch mit getrocknetem Pflanzenmaterial färben aber frisches soll zuweilen besser sein. Auf deine Decke freue ich mich auch schon. Kennst du folgenden Blog: http://pflanzenfarben2013.blogspot.de ? Viel verwertbare Informationen, auch wenn ausschließlich Wolle gefärbt wird.
    LG
    Siebensachen

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    1. Vielen Dank für den Link! Die Mädels sind da ja richtig wissenschaftlich rangegangen.
      Die Färberei auf Baumwolle ist sehr viel matter als die auf Wolle, ich war da Anfangs etwas enttäuscht. Irgendwie fehlt auf Baumwolle die Tiefe.
      Die gefärbten Wollstränge im verlinkten Blog haben die Farbe viel intensiver aufgenommen.
      Aber so haben die Farben auf der Baumwolle einen guten Zusammenhalt und harmonieren ganz natürlich. Und das ist für das Quiltprojekt ja auch nicht schlecht.

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    2. lavendelblau.blogspot.de ist auch sehr zu empfehlen

      grüßli

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  3. Ich finde die Farben sehr schön. Ein Quilt aus diesen Stoffen wäre sicherlich der absolute Hammer. :)

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  4. Morgenuringelb? Danke, jetzt hab ich mir den Milchreis fast auf den Bildschirm gespuckt, war ich doch sanft eingelullt von der Vorstellung, wie du sanft summend durch den Garten schlenderst und hier ein Pflänzchen pflückst, dort ein Blümchen zupfst und das dann mit einem milden Lächeln mit dem Stoff sorgfältig in ein Gefäß stapelst. Dieses Bild wurde ersetzt von dir mit entschlossenem Gesichtsausdruck, strengem Blick und hochgekrempelten Ärmeln, die Astschere gnadenlos ins Gebüsch rammend. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen - aber die Arbeit wird sich mit Sicherheit lohnen, zeigt sich doch jetzt schon, dass du am Ende keinen Quilt in verschiedenen Uringelbabstufungen haben wirst, bei dem eine Naturwissenschaftlerin gleich Rückschlüsse auf die Fütterung versuchen würde. Ich bin gespannt!

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  5. ich find deine spielereien total schön ... und schön, dass ich ab und zu davon lesen kann - ich wünschte, ich hättte mehr zeit, um manche dinge auszuprobieren! ich hab auch einen riesigen garten mit so allerlei drin (vorbesitzerin war eine 80-jährige dame und begeisterte gärtnerin) - ich sollte wohl einmal kündigen, damit ich das auch genießen könnte! obwohl: ich hasse gartenarbeit ... aber vielleicht hängt das auch mit meinem zeitmangel zusammen?
    glg, catharina

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  6. Ja, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Wir sind so bunt geworden durch Werbung und chemie, das es mancmal nicht zum Aushalten ist.Das kann ja ein Langzeitprojekt werden, aber es wird wunderbar werden als Quilt, da bin ich mir ganz sicher. Diese Farben harmonieren einfach.Kennst du den Blog von lavendelblau? es ist auch Wolle, aber die Vielfalst an Blüten und Pflanzen, die sie ausprobiert hat, ist enorm. Das ist evtl. inspirierend.Ich hebe schon mal die Hybiskusblüten für dich auf, das soll super gehen. Hexenküche ist schon was tolles.

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  7. Spannendes Experiment und vieles zu entdecken. Farblich fallen mir noch grünen Walnussschalen für dunkelbraun und Tagestesblüten für noch einanderes Gelb ein. LG, Ulrike

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    1. Ja, die Walnuss steht auch noch auf dem Programm- hier fällt dieses Jahr die Nussernte weitgehend aus, wir hatten Hagel....
      Aber da das ja ein Langzeitprojekt ist kann ich warten.

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    2. Hallo, Walnuss färbt wie hulle! besonders das Grün um die Schale herum!! Aber auch das Laub gibt einen satten braunton. da braucht man kein stundenlanges vorkochen mit Soda ...
      Lg Vera

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  8. Oh, Färberkamille wächst sehr schnell, und sie vermehrt sich problemlos selbst.EIn interessantes Projekt hast du da begonnen, die Farben gefallen mir sehr.
    LG Anna

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  9. Das klingt ja echt ziemlich mühsam. Aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Du hast Recht, die matten Farben werden gut harmonieren. Ein tolles Projekt.
    LG
    Valomea

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  10. Das wollte ich dieses Jahr auch machen...mit waid...allerdings setzt mein Mann immer die küpe a., weil er hat es jahrelang gezüchtet und extrahiert.dieses Jahr hatte er keine Lust dazu seine sachen rauszuholen.und dann kamen andere Sachen dazwischen...dein Projekt finde ich sehr vielversprechend!und ich werde färben wieder auf meine Liste für
    2014 setzen...
    Gespannte Grüße
    Stella

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    1. Super, dass dir die Mann zuarbeitet!
      In dem Prinz-Buch ist das Verfahren ziemlich genau beschrieben, aber schon allein die Ernte von 2-3 kg Waidblättern für 100 Gramm Stoff sind eine echte Herausforderung. Ganz abgesehen von dem was dann chemisch so abgeht.....
      Das gäbe ein Superprojekt für eine Chemie-Facharbeit in der Oberstufe!

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  11. Färben mit Pflanzen finde ich super, leider habe ich keinen Garten, aber was nicht ist kann ja noch werden. Nur frage ich mich ob die Farbe nicht mit der Zeit ausgewaschen wird? Hat da jemand Erfahrung mit?

    Gruß Kupu

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    1. Das ist ganz unterschiedlich- Indigo ist z.B. recht lichtecht, aber nicht sonderlich abriebbeständig- das kennt man ja von Jeans.
      In dem oben von Siebensachen verlinkten Blog sind Erfahrungswerte nachzulesen.
      Für eine Decke ist mir das relativ egal, die verändert sich mit der Zeit, das ist auch spannend. Nur ausbluten sollten die Stoffe nicht. :)

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  12. Sehr spannend!!!
    Ich habe mal überlegt, Wolle zu färben, weil ich manche (Farb-) Bilder im Internet so toll fand. Ganz besonders angetan hat es mir da das Farbergebnis von Birkenblättern - sehr ähnlich Deinem Perückenstrauch.
    Mir ist das eigentlich zu aufwändig (ich habe nicht mal so einen großen Topf! *g*), aber wenn ich das jetzt so sehe... Die Idee bleibt vorerst also im Hinterkopf!

    Liebe Grüße
    Britta

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  13. wunderschöne Farben hast du erzielt, bin sehr gespannt auf den Einsatz der Stoffe.

    Liebe Grüße
    Monika

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  14. Hallo Griselda,
    Walnusschalen fallen in der Adventszeit fast automatisch an und auch Orangenschale kann man verwenden.
    Viele liebe Grüße

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  15. Was für schöne Naturfarben, das wird eine schöne Decke. Ich hüte meine gefärbten Stoffe auch wie einen Schatz.
    LG
    Christine

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  16. Liebe Griselda,
    das sieht so was von super aus, all diese wunderschönen Farben.... am besten gefällt mir grad die Holunderfärbung, Efeu und Schachtelhalm sehen auch sehr ansprechend aus.
    Das wird sicher wieder ein Kunstwerk.... halt eben ein Machwerk Unikat!
    Herzlichst
    Maira

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  17. Da habe ich ja wieder viel gelernt und hätte auch gern daneben gestanden, super. Am schönsten finde ich Holunder, wobei ich gar nicht wusste, dass es da eine giftige Variante gibt. Gerade hatte ich mir eine Dolde aus dem Wald für Stickgarn mitgebracht. Walnussfärbung war bei mir ja mal komplett wieder rausgewaschen, aber da hatte ich auch nicht gebeizt. Für eine Decke sind die zarten Farben wunderbar geeignet, Verblassen macht gar nichts. Das mit dem Ausbluten ist mir gerade mit einem in der Waschmaschine chemisch gefärbten Stück in einem Patchwork passiert, das ist wirklich blöd. Danke für die Versuchsreihe und die Ermutigung. Vielleicht probiere ich es mit den Tonnen von Efeu im Garten, Morgenurin schreckt mich gar nicht.

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  18. Hallo griselda, falls du französisch sprichst, empfehle ich das Buch 'Teintures naturelles' von Karin Delaunay. 130 Rezepte! Habe die Autorin im september In der Provence getroffen: bemerkenswert. Herzlich, Parisienne

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  19. Liebe Griseldis,
    ein wirklich spannendes Thema. Deine gefärbten Stoffe sind wunderschön geworden. Ich habe erst vor 3 Wochen meine ersten Pflanzenfärbe-Versuche mit Schilf und Goldrute auf Wolle gemacht. Es ist faszinierend, wie viele Farbtöne man aus nur einer Pflanze holen kann und alle passen zusammen.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Ausdauer und Freude beim Pflanzen sammeln und Stoffe färben.

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